© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/14 / 10. Oktober 2014

Dicke Bretter bohren
Spanien: Der findige Unternehmer Cabarrocas sammelt die Opfer der Enteignungen auf Kuba und erklärt: Restitution ist machbar
Michael Ludwig

Es ist für ihn ein Spiel auf Zeit – wenn er es gewinnt, ist er ein reicher Mann. Der Spanier Jordi Cabarrocas fordert von der kubanischen Regierung alle im Rahmen der Revolution beschlagnahmten Güter zurück, die Spaniern gehörten und die er mit seiner Inkasso-Gesellschaft vertritt. Die Rechnung, die er Fidel Castro und dessen Bruder Raul präsentiert, beläuft sich auf eine Milliarde Dollar, das sind umgerechnet rund 772 Millionen Euro.

Zwischen 1959 und 1962 machte die kubanische Regierung mit ihrem sozialistischen Wirtschaftsmodell Ernst – die 3.000 reichsten Familien der Insel, von denen 90 Prozent von der Iberischen Halbinsel stammten, wurden enteignet. Landgüter mit Tausenden von Hektar Grund, Geschäfte und vieles andere mehr gingen in staatliche Hände über.

Vor vier Jahren gründete der findige Katalane die Gesellschaft „1898 Compania de Recuperaciones Patrimoniales de Cuba“. Sie eröffnete Büros in Barcelona, Madrid und in Maimi. Rund hundert von der Enteignung betroffene spanische Familien haben ihn inzwischen gebeten, ihre Interessen zu vertreten. Zu ihnen kommen 20 kirchliche Organisationen hinzu, die auf der Karibikinsel Klöster besaßen. Sie wollen, daß ihre Namen nicht genannt werden; bekannt ist lediglich, daß die katholische Ordensgemeinschaft der Piaristen mit von der Partie ist.

Cabarrocas richtet sich auf das Bohren dicker Bretter ein: „Wir sind uns bewußt, daß es mit der Regierung, die gegenwärtig im Amt ist, keine Möglichkeit einer Einigung geben wird. Aber wir gehen davon aus, daß wir vor einem Wechsel stehen, und wenn dieser eintritt, sind wir vor Ort. Wir werden mit der Regierung von morgen sprechen, die ein Kuba regieren wird, in dem es wieder Privateigentum gibt.“

Das größte juristische Hindernis, das Cabarrocas aus dem Weg räumen muß, ist das Entschädigungsabkommen, das die spanische Regierung unter dem damaligen sozialistischen Ministerpräsidenten Felipe Gonzalez mit Fidel Castro 1986 geschlossen hat. Doch nach Ansicht des Katalanen gleicht es eher einer Beruhigungstablette als einem realistischen Ausgleich. Seine Anwälte verweisen auf ein Gutachten der US-amerikanischen Universität von Creighton, die 2005 im Auftrag der Regierung Bush eine Studie vorlegte, wie beschlagnahmte Güter zurückgefordert werden könnten.

Die Experten untersuchten 40 Fälle in verschiedenen Ländern, ex-kommunistischen und anderen, sprachen mit Richtern, nahmen juristische Vorschriften unter die Lupe und verglichen die unterschiedlichen Rechtssysteme miteinander. In 90 Prozent der Fälle hätte es eine Rückerstattung des Vermögens gegeben, erklärte Cabarrocas, der seinen Klienten 30 Prozent des wiederbeschafften Vermögens in Rechnung stellt.

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