© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/14 / 10. Oktober 2014

Die Welt spricht deutsch
Bildung: Steinmeiers Partnerschulenkonzept soll den Stellenwert der deutschen Sprache verbessern
Christian Schreiber

Die Pressestelle des Auwärtigen Amts mag es blumig. „Ein wenig sei es ja wie Glück im Spiel“, heißt es angesprochen auf den Namen. Doch hinter dem Kürzel PASCH verbirgt sich nicht etwa das bekannte Würfelspiel, sondern eine Initiative mit dem Namen „Schulen: Partner der Zukunft“. Dabei handelt es sich um ein Projekt, welches Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sehr am Herzen zu liegen scheint. Bereits während seiner ersten Amtszeit 2008 rief er PASCH ins Leben, und während seiner häufigen Auslandsreisen erkundige er sich stets nach den Fortschritten in den Schulen, teilt das Ministerium mit. PASCH steht dabei für Partnerschulen.

Diese Schulen liegen in Ländern außerhalb der Europäischen Union, in denen viel Wert auf Deutsch als Fremdsprache gelegt wird, und die sich untereinander vernetzen. Das Ziel ist, besonders guten Deutsch-Schülern einen Sprachaufenthalt in Deutschland zu ermöglichen. „Schülern, die sich das sonst nicht leisten könnten“, sagte Angelika Ridder, Leiterin des Freiburger Goethe-Instituts, gegenüber der Badischen Zeitung.

Ein nachhaltiges Interesse an Deutschland wecken

Das Goethe-Institut ist neben der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Pädagogischen Austauschdienst (PAD) der Kultusministerkonferenz ein Partner des Außenministeriums und unterstützt das Projekt, an dem mittlerweile bereits 1.800 Schulen teilnehmen. Dazu gehören die von der ZfA betreuten über 140 Deutschen Auslandsschulen und rund 1.000 nationale Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz anbieten. Über 550 weitere Schulen betreut das Goethe-Institut.

Bei jungen Menschen soll langfristig ein nachhaltiges Interesse sowie Begeisterung für Deutschland und die deutsche Sprache geweckt werden – insbesondere in den Schwerpunktregionen Asien, Naher und Mittlerer Osten sowie in Mittel- und Osteuropa. Der Deutsche Bundestag habe die Initiative von Beginn an unterstützt und ihre Bedeutung für die schulische Arbeit im Ausland mit der Entschließung „Deutsches Auslandsschulwesen stärken und weiterentwickeln“ hervorgehoben, teilt PASCH mit. Das Projekt sei dabei mit anderen Initiativen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik vernetzt, etwa dem Freiwilligendienst „Kulturweit“, der Außenwissenschaftsinitiative und der Initiative „Deutsch – Sprache der Ideen“.

Weltweit gibt es derzeit rund 5.000 existierende Sprachen. Deutsch gehört dabei auf einer Werteskala zu den zehn wichtigsten der Welt. Der „Wert“ einer Sprache wird anhand von Faktoren wie Demographie (Zahl der Muttersprachler), Ökonomie (Handels- und Investitionsströme, aber auch: Zahl der Sprecher mit zweiter Fremdsprache), Kultur (hier besonders das Image einer Sprache) und ähnlichem gemessen. Bei der Sprachanwendung im Internet steht Deutsch nach Englisch, Chinesisch und Spanisch an vierter Stelle. Und schließlich ist Deutsch mit circa 100 Millionen Sprechern die meistgesprochene Muttersprache in Europa und nach Englisch die meist benutzte Fremdsprache in der Europäischen Union.

Darüber hinaus erhält man mit der deutschen Sprache einen Schlüssel zu einem attraktiven Sprachraum mit moderner Wirtschaft, Technik und Kultur und einer vielfältigen Gesellschaft. Auch im Themengebiet der Rechtswissenschaft wird gerne auf deutsch gesprochen. Zudem gelte es als eine sogenannte „leichte Sprache“, deren Rechtschreibung und Grammatik verhältnismäßig einfach zu erlernen sei.

Die Initiative möchte mit ihrem Angebot Interesse und Verständnis füreinander schaffen: „Offenheit gegenüber der Vielfalt der Kulturen und Toleranz gegenüber der jeweiligen Eigenständigkeit schließen sich nicht aus. Um das noch besser zu begreifen, benötigen wir Orte der Verständigung, des gemeinsamen Lernens und der gemeinsamen Kreativität. Je früher wir uns als eine internationale Lerngemeinschaft begreifen, um so besser werden wir gemeinsame Zukunftsprobleme lösen“, heißt es.

Mitglieder des PASCH-Netzwerks können dabei ausschließlich Schulen außerhalb der Bundesrepublik werden. Zugleich ist aber auch eine stärkere Vernetzung von Schülern in Deutschland mit den Lernenden an Schulen in ausländischen Bildungssystemen, die Interesse an Deutschland und Deutschunterricht haben, gewollt. Deshalb bieten die Träger der PASCH-Initiative den Mitgliedsschulen vielfältige Möglichkeiten, sich nicht nur untereinander, sondern auch mit Deutschland zu vernetzen. Beispiele hierfür seien die Schulpartnerschaften und Hospitationsprogramme des Pädagogischen Austauschdienstes oder die internationalen Jugendkurse des Goethe-Institutes, an denen auch deutsche Jugendliche teilnehmen.

Um ein Wettrennen auf lukrative deutsche Finanztöpfe zu vermeiden, können sich ausländische Schulen nicht bewerben. Die Auswahl erfolgt durch eine Lageanalyse der Institutionen vor Ort und durch gezielte Empfehlungen.

Unternehmen sollen sich mehr am Projekt beteiligen

Die nach festgelegten Kriterien ausgesuchten Schulen werden dabei unterstützt, Deutsch als Schulfach auszubauen oder neu einzurichten. Sie können moderne, multimediale Lern- und Landeskundematerialien und im Bedarfsfall technische Geräte erhalten. Die im Ausland aktiven Organisationen wie das Goethe-Institut unterstützen die Schule bei der Sicherung der hohen Qualität des Deutschunterrichts durch Lehrerfortbildungen, Maßnahmen zur Schulentwicklung, Schulpartnerschaften und Hospitationsprogramme: „Die Mitgliedsschulen können zudem auf die Kompetenz von Fachberaterinnen und Fachberatern sowie Expertinnen und Experten für Unterricht zurückgreifen, die die Schülerinnen und Schüler sowie die Deutschlehrkräfte unmittelbar vor Ort und im Land optimal betreuen“, erklärt die Initiative, die derzeit im Netz nach Lehrkräften sucht, die bereit sind, für eine gewisse Zeit im Ausland zu arbeiten.

Derzeit stehen rund 45 Millionen Euro im Etat des Auswärtigen Amtes für das Projekt bereit. Es gehe auch darum, besonders engagierte Schüler mit einem Sprachbesuch in Deutschland zu belohnen.

Das Freiburger Goethe-Institut beherbergt regelmäßig kleinere Gruppen solcher Schüler. Sie kommen aus zehn Ländern und vier Kontinenten, etwa aus China, Kolumbien, Rußland oder afrikanischen Ländern. „Die meisten von ihnen sind zum ersten Mal in Europa, und einige von ihnen haben hier die erste Schneeballschlacht ihres Lebens gemacht“, sagte Angelika Ridder der Badischen Zeitung: „Sie erleben einfach Dinge, die sie von zu Hause aus nicht kennen.“

PASCH setzt nicht nur auf Arbeit vor Ort, sondern auch auf digitale Vernetzung. Ein besonders wichtiges Instrument der Kommunikation für Schüler und Lehrer sei dabei die Internetplattform www.pasch-net.de. Neben vielen interaktiven Angeboten zur Verbesserung der Deutschkenntnisse gibt es auch Lernspiele sowie internationale Wettbewerbe, an deren Ende eben eine Reise in die Bundesrepublik stehen kann. Besonders erfolgreich sei die Online-Schülerzeitung, „die Jugendlichen aus aller Welt die Möglichkeit bietet, Einblick in die Kulturen ihrer Länder zu geben und sich in deutscher Sprache auszutauschen“. Lehrkräfte könnten auf der Lernplattform zudem modernste digitale Unterrichtsformen praktizieren, sich methodisch-didaktisch fortbilden und Anregungen zur Verbesserung ihres Deutschunterrichts finden.

Die Initiatoren kämpfen derzeit dafür, das Angebot noch auszuweiten. Allerdings seien die finanziellen Ressourcen relativ knapp. Das Auswärtige Amt teilt daher mit, daß es künftig noch verstärkt um Sponsoren werben wolle. „Schließlich profitieren Unternehmen langfristig auch von diesem Engagement.“

Das Argument erscheint schlüssig. Ein deutsches Unternehmen, welches beispielsweise plant, in einem Land außerhalb der Europäischen Union eine Filiale zu eröffnen, könnte eventuell bereits vor Ort deutschsprachige Führungskräfte akquirieren.

Aber auch bei der oft diskutierten Frage nach einer qualifizierten Einwanderung könnte PASCH eine Rolle spielen. Denn schließlich reicht das Angebot vom Abitur bei großen Schulen mit deutschem Unterrichtsangebot bis zum Deutschen Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz oder anderen Abschlußprüfungen bei Schulen mit verstärktem Deutschunterricht. Mit diesen Abschlüssen sind auch Berechtigungen zur Aufnahme eines Studiums in Deutschland verknüpft.

Foto: Frank-Walter Steinmeier beim Besuch der Deutschen Internationalen Schule in Jakarta: Auf seinen Auslandsreisen besucht der Außenminister die Schulen des PASCH-Projekts

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