© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/14 / 10. Oktober 2014

Reklame für Deutschland
Stolz auf das Eigene: Wir machen Spitzenqualität und bewerben dies in den Landesfarben
Andreas Harlass

Was ist es, um das uns die ganze Welt beneidet? Es ist der deutsche Mittelstand.“ Aktuelle Werbung der deutschen Telekom. Nach jahrzehntelanger Verdruckstheit und Vermeidung aller Formulierungen, die irgendwie positiv das liebe Vaterland bewußt machen, ist es nun wieder „hip“ und schick – oder einfach nur normal und zeitgemäß, mit Schwarz-Rot-Gold und „Made in Germany“, auch im eigenen Land, für Telekommunikationslösungen, Wurstwaren, Autos, Handys, E-Post-Dienste oder Käsespezialitäten zu werben. Für deutsche Ingenieurskunst sowieso. Deutschland, Exportweltmeister (inzwischen leider nur noch Vize- nach China), Fußballweltmeister, Autobauweltmeister, Welt-Ingenieurs-Hochburg ….

Unser Land ist schön – gucken wir es uns an!

Totgesagte leben eben länger. Und die Werbeindustrie, jahrzehntelang auf Übersee spezialisiert (McDonalds, Coca-Cola), hat’s augenscheinlich ebenso begriffen. Nachdem uns „Amerika“ noch in den neunziger Jahren erklären wollte, daß wir im „alten Europa“ ziemlich dämlich seien, weil wir nicht auf Finanzindustrie, sondern auf „alte“ Industrien“ setzen, ist der Kegel derweil krachend gekippt. Jawoll. Krachend!

Begonnen hat der Werbeboom für deutsche Produkte wohl mit der „Meica“-Werbung und deren „Deutschländer“-Würstchen in den Neunzigern: „… schmecken so gut, weil sie aus Deutschland kommen …“ Hatten bereits damals einen guten Riecher, die Jungs.

Auf denselben Gleisen fährt heute die Deutsche Bahn. Deren „Quer-durchs-Land“-Angebot wird auf eine Weise angepriesen, die jedem Patrioten das Herz im Leibe lachen läßt. Fröhliches Volk von hier im Vordergrund, die deutsche Flagge im Hintergrund, als Schmuck-Attribute die Wahrzeichen von Köln und Berlin. Botschaft: Unser Land ist schön, gucken wir es uns an!

„Maoam“ bewarb seine zuckergefüllten Kügelchen in durchsichtigen Plastikdosen jüngst mit „Schwarz-Rot-Gold-Kracher“ – unterlegt mit den Nationalfarben. Alles andere wäre ja auch Quatsch. Bei den Wurst-Produkten der „Rügenwalder Mühle“ und der Medienpräsenz wundert sich der argwöhnische, Schelte gewohnte Patriot über ausbleibende Proteste der Gutmenschen und den ebenso nicht erhobenen Vorwurf des „Geschichtsrevisionismus“. Wurde doch der Wurstfabrikant 1946 aus Rügenwalde in Hinterpommern, heute Republik Polen, vertrieben und wirbt heute selbstbewußt mit dem deutschen Namen seiner Heimat. Zu sehen in Rügenwalder-Werbefilmen: ausschließlich blonde, augenscheinlich autochthone Deutsche in Trachten, glücklich in deutscher Landschaft. Vom Rentner bis zum Kind. Zufall? Eher nicht.

Ein weiterer Fall ist „Verpoorten“. Die brachten jüngst einen „Feierlikör“ inklusive Rezept auf den Markt. Erraten Sie es …? Natürlich in den Farben Schwarz-Rot-Gold.

Als Haribo – das sind die Gummibärchen, für die der blonde Thomas Gottschalk Werbung macht – ein Eimerchen mit „Schwarz-Rot-Gold-Bären“ auf den Markt brachte, war das offensichtlich für einige Ewiggestrige zuviel des patriotischen Reklame-Taumels. „Scheiß-Rot-Gold-Bärchen“ wurde im Netz gewütet. Mit dem Nachsatz: „I can’t relax in Deutschland“ (Ich kann mich in Deutschland nicht entspannen oder beruhigen). Dann kauft doch Rotstern-Schokolade! Wie beruhigend, daß linke Spaßbremsen noch immer über jedes Stöckchen springen und wie erregte Pinscher kläffen, wenn es auch nur ansatzweise um Nationalstolz in der öffentlichen Wahrnehmung geht, wo Werbung zweifelsohne dazugehört. Die Rügenwalder blieb von Attacken wohl deswegen verschont, weil Antideutsche keinen Schimmer haben dürften, wo die Ortschaft liegt.

„Made in Germany“, einst als Stigma von den Engländern erfunden, um die „teutonische Wirtschaft“ zu ächten und zu schwächen, hat sich als Erfolgsgeschichte erwiesen. Engländer kauften damals, gerade deswegen, deutsch. Der guten Qualität wegen. Heute tut es die ganze Welt. England baut keine eigenen Autos mehr (Landrover gehört einem Inder). Stahl, Schiffbau und Kohle sind quasi abgeschafft. Die Werbung für und der Absatz von deutschen Produkten dagegen zeigen, daß wir Weltspitze sind und das inzwischen selbstbewußt zeigen. Auch in der Werbung.

Foto: Unser Land im Strahlenkranz – Werbung der Deutschen Bahn als Beispiel, das für viele steht: Die deutsche Flagge gehört ganz natürlich dazu Verkehrsleistung

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