© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/14 / 10. Oktober 2014

Haltungsnote
„Gender“ – ein böhmisches Dorf
Christian Rudolf

Die designierten EU-Kommissare werden vor den Ausschüssen in einem mehrstündigen Frage-Antwort-Spiel „gegrillt“. Erst dann geht’s an die Brüsseler Fleischtöpfe. Mitte vergangener Woche mußte die Tschechin Věra Jourová, gesetzt als Kommissarin für Justiz und „Gleichstellung“, auf den Rost. Im Ausschuß für Frauen- und Gleichstellung legte ihr die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch Kohlen unter: Was sie denn unter „Gender“ verstünde? Warum denn nur Frauen gefördert würden, wenn es doch, ginge es nach Facebook Deutschland, sechzig gefühlte persönliche Gender gebe?

Die Prager Ministerin für regionale Entwicklung offenbarte mit ihrer Antwort, daß Gender für sie böhmische Dörfer sind. Von der diesbezüglichen Vielfalt zeigte sie sich „überrascht“. In ihrem „Portfolio“ bedeute Gender, daß Männer und Frauen gleiche Chancen haben sollten – Gleichberechtigung also. Und: „Es gibt ein paar Dinge, die wir nicht ändern können, die wir aber auch nicht zu ändern versuchen sollten, weil sie aus unserer Tradition stammen.“ Tradition!? Eine „fortschrittliche“, „europäische“ Gesinnung sieht aber anders aus! Radio Prag kommentierte, Jourová habe „insgesamt einen guten Eindruck hinterlassen, auch wenn sie manchmal unsicher gewirkt“ hätte ...

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