© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/14 / 17. Oktober 2014

Die Strompreisexplosion geht auf das Konto der Öko-Steuern
Hemmungslos
Petr Bystron

Die Preise für Energie steigen seit Jahren unaufhörlich. Was jeder Verbraucher an seiner Tank- und Stromrechnung im kleinen beobachten konnte, wurde nun amtlich bestätigt. Das Statistische Bundesamt liefert in einer aktuellen Studie die Fakten: Der Strompreis hat sich in Deutschland seit dem Jahr 2000 fast verdoppelt.

Das Amt untersuchte sowohl die Entwicklung der Endpreise für Verbraucher als auch den Großhandelspreis, den die Erzeuger an den Energiebörsen erzielen. Dabei trat Erschreckendes zutage: Während der Preis für die Herstellung von elektrischem Strom in dem untersuchten Zeitraum um vier Prozent gesunken ist, stieg der Endverbraucherpreis um fast das Doppelte.

Somit trat auf der einen Seite ein, was uns von der Politik bei der Liberalisierung des Strommarktes versprochen wurde: Der Preis für die Stromerzeugung ist gesunken. Doch der Verbraucher hat nichts davon, weil der Staat seine Hand aufhält.

Nur noch ein Sechstel des Strompreises geht an die Erzeuger. Den Rest fressen Steuern und Abgaben auf. Da war die Politik kreativ. Sie ersann gleich einen bunten Strauß an Möglichkeiten, den Bürger zu schröpfen: Konzessionsabgabe, Netzentgelt, Stromsteuer, Umsatzsteuer, Sonderumlage für energieeffiziente Kraftwerke. Besonders die Ökostrom-Umlage ließ den Preis nach oben schnellen, als sie im Jahr 2013 von 3,6 auf 5,3 Cent pro Kilowattstunde erhöht wurde. Der subventionierte Ökostrom schadet auch den Erzeugern. Denn die wachsende Menge des grünen Stroms auf dem Markt trug zu dem Preisverfall an den Energiebörsen bei.

Doch nicht alle Endverbraucher werden gleichmäßig belastet. Durch staatlich festgelegte Ausnahmeregelungen kamen energieintensive Betriebe in den Genuß von großzügigen Rabatten sowohl auf die Energiesteuer wie auch auf die Ökostromumlage. Von diesen Ausnahmen abgesehen, zahlt das Gros der Industriebetriebe die Energiewende jedoch mit. So betrug die Preissteigerung bei industriellen Großabnehmern 76 Prozent, bei kleinen Gewerbetreibenden 79 Prozent. Doch am stärksten werden die Privathaushalte belastet. Sie müssen eine Preissteigerung um 92 Prozent verkraften, so das Statistische Bundesamt.

Von jedem Euro, den die Verbraucher für Strom zahlen, gehen mehr als fünfzig Cent an den Staat. Somit nähert sich Strom mit der Höhe seines Steueranteils den berüchtigten Benzinpreisen. Bei denen greift sich der Staat über sechzig Prozent der Einnahmen. Doch während der deutsche Durchschnittsbürger sich der Besteuerung beim Spritpreis durch sparsames Fahren oder Umstieg auf andere Verkehrsmittel noch entziehen kann, belastet der hohe Strompreis alle – besonders sozial Schwache. Es sei denn, sie sitzen bald im Dunkeln.

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