© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/14 / 24. Oktober 2014

Thüringens SPD-Spitze für Rot-Rot-Grün
Links gibt’s kein Tabu
Michael Paulwitz

Achtundsechzig Jahre nach der Zwangsvereinigung der SPD mit der KPD und gerade mal 25 Jahre nach dem Mauerfall ist es nun also soweit: Die Thüringer SPD macht den Steigbügelhalter und verhilft einem kommunistischen Ministerpräsidenten von der SED-PDS-„Linken“ in den Sattel. Man könnte das als „demokratische Normalität“ abtun, wäre diese nicht so dreist einseitig. Das einstimmige Votum des Thüringer SPD-Landesvorstands für eine rot-rot-grüne Koalition ist in der Logik der politischen Klasse kein „Tabubruch“ und kein „Sündenfall“, es entspricht dem „antifaschistischen Grundkonsens“, den sie aus der Erbmasse der DDR übernommen und an die Stelle des antitotalitären Grundkonsenses gesetzt hat: Linksextreme darf man umarmen, weil sie auf der „richtigen“ Seite stehen, nur „Rechte“ muß man ausgrenzen.

Für SPD-Chef Sigmar Gabriel ist das Erfurter Votum nur ein weiterer Schachzug auf dem Weg zur Kanzlerschaft an der Spitze einer Linksaußen-Koalition, da kann seine Generalsekretärin heucheln, was sie will. Fragt sich nur, welche Perspektive sich die Thüringer SPD-Führung ausrechnet, wenn sie aus dem eigenen Mißerfolg in der Koalition mit der „Alles geht“-Union in die Arme der SED-PDS-Linkspartei flüchtet und damit sozusagen Selbstmord aus Angst vor dem Tod begeht.

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