© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/14 / 24. Oktober 2014

Meldungen

Zukunftsphilologie als „Antirassismus“-Agitation

GÖTTINGEN. Der Geist sei nicht national. Darum sollten Philologen die Erde und nicht ihr Vaterland als ihre eigentliche Heimat betrachten. Diese unter dem Schock der 1933 erzwungenen Emigration formulierten Reflexionen Erich Auerbachs (1892–1957), der zu den bedeutendsten Romanisten des 20. Jahrhunderts zählt, stellt Islam Dayeh (FU Berlin) seinem programmatisch biederen Essay über die „Aufgaben einer Weltphilologie“ voran (Geschichte der Germanistik, 45/46-2014). Als internationales Forschungsprogramm unter dem Namen „Zukunftsphilologie“ in Berlin seit 2010 installiert, sollen die europäischen und nichteuropäischen Sprachwissenschaften gegen den „kulturellen Essentialismus“ und die virulenten „Rassismen“ in Stellung gebracht werden. Zukunftsphilologie sei nur möglich, wenn sie unser Wissen „jenseits regionaler und nationaler Grenzen“ erweitere. Dazu werde eine „Befragung des gegenwärtigen Kanons vor dem Hintergrund eurozentrischer und kolonialer Paradigmen“ unabdingbar sein. (wm)

www.wallstein-verlag.de

 

Weltkriege veränderten den Sprachschatz

London. Ein deutsch-russisches Forscherteam unter Søren Wichmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat untersucht, wie stark der Einfluß von historischen Ereignissen auf die Entwicklung von Sprachen war. Hierzu wurden 862 Millionen Wörter im Deutschen, Italienischen, Russischen, Französischen, Englischen und Spanischen erfaßt, die während der Zeit zwischen 1840 und heute im Gebrauch waren beziehungsweise neu aufkamen oder verschwanden (Journal of the Royal Society Interface, 10/2014). Dabei trat zutage, daß die gravierendsten Veränderungen jeweils während und nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg stattfanden. Am deutlichsten zeigt sich dieser Effekt in der deutschen und italienischen Sprache, gefolgt von der russischen. Hingegen blieben das Englische und Spanische vergleichsweise stabil. Ansonsten gilt für alle Sprachen, daß das Kernlexikon der Wörter, welches 75 Prozent des Gesamtwortschatzes ausmacht, seit 1840 keine nennenswerten Veränderungen erfuhr. (wk)

www.rsif.royalsocietypublishing.org 

 

Erste Sätze

Die alte Krönungsstadt am Pregel war nach der Schlacht von Jena die Residenz des Königs von Preußen geworden.

Georg Richard Kruse: Otto Nicolai. Ein Künstlerleben, Berlin 1911

 

Historisches Kalenderblatt

30. Oktober 1939: Westlich der Orkneyinseln torpediert das deutsche U-Boot U 56 das britische Schlachtschiff „Nelson“, auf dem sich gerade der Erste Lord der britischen Admiralität, Winston Churchill, befindet. Alle drei Torpedotreffer sind Zündversager.

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