© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/14 / 07. November 2014

AfD streitet über Strategie
Enttäuschte Hoffnung
Marcus Schmidt

Wer gedacht hatte, die Wahlerfolge der AfD der vergangenen Monate gäben der Partei eine Atempause, um in Ruhe den weiteren Aufbau voranzutreiben, sieht sich getäuscht. Die Partei steckt mitten in einer handfesten Auseinandersetzung über die künftige Strategie.

Vor allem AfD-Vize Hans Olaf-Henkel möchte die Partei auf einen wirtschaftspolitisch ausgerichteten Kurs einschwören, der stark an die FDP zu ihren besten Zeiten erinnert. Hierfür würde er lieber heute als morgen alle „Putinversteher und Verschwörungstheoretiker“ über Bord werfen, für die er wenig Verständnis aufbringt. Dagegen warnen vor allem die erfolgreichen Landesverbände in Mitteldeutschland vor einem solchen radikalen Schnitt. Sie plädieren dafür, weiterhin auch „unbequeme“ Meinungen in die AfD einzubinden und ihnen eine politische Heimat zu geben. Weite Teile der Basis dürften sie dabei auf ihrer Seite wissen. Viele AfDler haben nicht die etablierten Parteien verlassen, um sich wenig später in einer runderneuerten CDU oder einer FDP 2.0. wiederzufinden.

Parteichef Bernd Lucke, der die Vorbehalte gegen den „politischen Narrensaum“ in der Partei durchaus teilt, kommt nun die Aufgabe zu, beide Positionen zusammenzuführen. Denn eins ist gewiß: Gelingt es Lucke nicht, die AfD schnell auf eine einheitliche Strategie festzulegen, droht der Streit die Partei zu zerreißen.

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