© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Volksbefragung in Katalonien
Referendum verdient
Martin Schmidt

Weder die autonome Regierung noch das Volk Kataloniens ließen sich am 9. November von einem demokratischen Bekenntnis zur Unabhängigkeit abhalten. Sie trotzten den massiven Einschüchterungsversuchen und Verbotsdekreten aus Madrid und hielten statt einer der spanischen Zentralverfassung widersprechenden bindenden Volksabstimmung oder eines ebenso untersagten nichtbindenden Referendums eine unverbindliche symbolische „Volksbefragung“ ab. Bei einer hohen Beteiligung von 2,25 Millionen von insgesamt rund 5,4 Millionen wahlberechtigten Einwohnern stimmten über 80 Prozent für eine staatliche Trennung von Spanien.

Über deutsche Fernsehschirme flimmerten sympathische Bilder kämpferisch gestimmter Katalanen, darunter FC Bayern-Trainer Pep Guardiola, der in die Heimat geflogen war, um demonstrativ seine Stimme abzugeben. Die psychologische Wirkung ist eindeutig und verleiht der Forderung von Regionalpräsident Artur Mas mächtigen Auftrieb: „Wir verdienen ein legales Referendum.“

Madrid ist spätestens jetzt in der Defensive und wird die kulturgeschichtlich eigenständigen, wirtschaftlich unter der spanischen Transferunion stark leidenden Katalanen eher früher als später über eine Verfassungsänderung in die staatliche Souveränität entlassen müssen.

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