© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Aufsteigen kann so einfach sein
Retorte oder Tradition? Der Fußballverein RB Leipzig erhitzt bei Anhängern alteingesessener Klubs die Gemüter
Thomas Paulwitz

Das Ringen um den Meistertitel im deutschen Fußball scheint auch in dieser Saison wieder eine eher einseitige Angelegenheit zu werden. Gestritten wird lediglich über den Zeitpunkt, an dem die Bayern aus München zum Meister ausgerufen werden. Der derzeit packendste Wettstreit im Profifußball heißt hingegen „Retortenklubs gegen Traditionsvereine“. Während die einen mit schnellem Geld, schlanken Strukturen und neuen Ideen glänzen, können die anderen mit einer großen Anhängerschaft, vollen Stadien, Stimmung und Geschichte punkten.

Besonders erhitzt derzeit Emporkömmling „Rasen-Ballsport Leipzig“ die Gemüter. Mit Hilfe des Brausefabrikanten Dietrich Mateschitz ist der erst im Jahr 2009 gegründete Verein binnen weniger Jahre von der Oberliga Nordost bis in die Zweite Bundesliga durchmarschiert. Nun peilt RB Leipzig sogar das Oberhaus an.

Aufsteigen kann offenbar so einfach sein, sofern das nötige Geld dahintersteht. Diese Wettbewerbsverzerrung reizt natürlich besonders die eingefleischten Anhänger der Traditionsvereine. Jahrelang sind diese Menschen mit ihren Klubs durch Höhen und Tiefen mitgegangen. Diese müssen nämlich mit ihren Geldern haushalten und können sich daher keine großen Sprünge erlauben. Treten Fehler in der Vereinsführung hinzu, wird es für sie eng. Nun kommt auf einmal so ein Emporkömmling aus der Retorte daher und zieht einfach an ihnen vorbei.

Die Anhänger der Traditionsvereine machen nun das, was sie am besten können: Stimmung. Sie reisen nicht nach Leipzig. Bei Heimspielen schmähen sie RB Leipzig und enthüllen Protestplakate. Der Sportdirektor von RB Leipzig antwortet mit Häme. „Mir tun diese Traditionsklubs fast schon ein bißchen leid“, spottet Ralf Rangnick. Deren Anhänger bilden eben keine willenlose Masse, die leicht zu steuern ist. Die Fördermitglieder von RB Leipzig haben hingegen kein Stimmrecht. Doch selbst RB Leipzig muß irgendwann auf seine Sympathisanten achten. Die ersten haben sich bereits beschwert, daß auf der Getränkekarte im Stadion zu viele Getränke von Red Bull zu finden seien.

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