© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/14 / 21. November 2014

Aufgeschnappt
Schrilles Hilfsangebot
Matthias Bäkermann

Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) hat neben seiner gesundheitlichen Kernkompetenz jetzt ein weiteres Betätigungsfeld entdeckt. Seit Anfang November widmet sich die gemeinnützige Hilfsorganisation auch der „Verbesserung der politischen Luft an Österreichs Stammtischen“. Dazu hat die beauftragte Medienservicestelle eine App entwickelt, die künftig Beobachter einer privaten Diskussionsrunde aktivieren können, wenn „das unvermeidbare Thema Politik auf den Tisch kommt“. Denn, das wissen die Rotkreuzler ganz genau, spätestens beim Thema Zuwanderung „wird da ge- und verurteilt und zum Teil einfach nur behauptet“.

Wenn also nun ein „Vorurteil“ offen ausgesprochen wird – der Nutzer kann sich in der App-Rubrik „die schrägsten Vorurteile“ vorher erkundigen, was gemeint ist –, drückt der Zeuge einen „Buzzer“, und sofort löst das Smartphone mit schrillem Ton Alarm aus. Gegen „Populismus“ wie „Das Boot ist voll“ oder „Ausländer sind krimineller als Einheimische“ versorgt die App gleichzeitig mit „Richtigstellungen“. Dafür erntet das ÖRK bisher von vielen Seiten Lob. Nur die taz mault ganz piefkehaft, daß die App noch keine Argumente gegen „chauvinistische“ und „homophobe“ Meinungen biete.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen