© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/14 / 21. November 2014

Zeitschriftenkritik: Sachwert-Magazin
Es besteht kein Anlaß zur Entwarnung
Werner Olles

Wirtschaftswissenschaftler und Experten haben davor gewarnt. Die Zentralbanken – allen voran die EZB – bekämpfen Markteinbrüche mit genau derselben Methode, mit der diese entstanden sind: expansive Geldpolitik. Bilanzen werden in schwindelerregende Höhen getrieben, und während die Börsen feiern, scheint die Finanzmarktkrise vergessen zu sein. Doch auch diese Spekulationsblase wird über kurz oder lang platzen. Im Editorial der aktuellen Ausgabe (4/2014) des vierteljährlich erscheinenden Sachwert Magazins schreibt Herausgeber und Chefredakteur Julien Backhaus, daß die Krisenländer der Eurozone zwar teilweise wichtige Reformen durchgeführt hätten, manche sogar die Rettungsschirme inzwischen wieder verlassen konnten, zumindest die Konjunkturdaten in Deutschland einigermaßen erfreulich aussähen. Es sei jedoch noch längst nicht alles in Butter. Dennoch werfen die meisten deutschen Leitmedien den sogenannten Crash-Experten ihre vergangenen Absturzszenarien vor. Doch die Markt- und Finanzexperten Dirk Müller, Max Otte, Roland Leuschel und Frank Schäffler halten weiterhin dagegen und erklären in der Zeitschrift, warum noch lange kein Anlaß zur Entwarnung besteht.

So kritisiert der FDP-Politiker Frank Schäffler die Politik des billigen Geldes der Notenbanken, die den Banken erlaubt, durch Kredite aus dem „Nichts“ Geld zu produzieren. Das Pulver der klassischen geldpolitischen Instrumente sei verschossen, und die Notenbanken müßten darauf mit immer größeren Interventionen antworten. Am Ende führe dies zur Verstaatlichung des Kredits, und die Industrie hänge am Haken der Regierung. Als Ergebnis entsteht eine Kunstwirtschaft aus Großindustrie, Banken und Regierung, während der Mittelstand und die Bürger auf der Strecke bleiben. Mit der Gründung des Think tanks „Prometheus – Das Freiheitsinstitut“ ruft Schäffler zum Widerstand gegen diese Entwicklung auf, um mit einem „Kampf der Ideen“ die von den Linken bestimmte Meinungsagenda in Deutschland zu verändern.

Große Gefahren durch die vom Westen angezettelten Wirtschaftskriege sieht Max Otte und empfiehlt, weiter selektiv in Aktien zu investieren, und Gold sowie Grund und Boden gegenüber dem Papiergeld, dessen Liquidität in seinem Wert bedroht sei, den Vorzug zu geben. Eine „kindlich-naive Vorstellung von der Börse“ bescheinigt Dirk Müller dem „Hurra-Journalismus“, der Aktienkurse in Gut und Böse unterscheide und sich auf die wenigen warnenden Stimmen einschieße, die es noch gibt. Der ehemalige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Heiner Flassbeck drückt es noch deutlicher aus: Die EU ist mit dem Euro ein Stück zu weit gegangen, und es sei fraglich, ob sie diese Krise überlebt. Die Journalistin Eva Herman plädiert in einem Interview für einen Bürgerjournalismus, mit dem endlich verschiedene Sichtweisen möglich würden, als Gegenwind zu Einfluß und Macht der Leitmedien.

Kontakt: Backhaus Verlag, Bremer Str. 24, 31608 Marklohe, Tel.: 050 22 / 89 18 28. Das Einzelheft kostet 3,90 Euro, das Jahresabo 15 Euro. www.sachwert-magazin.de

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