© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/14 / 21. November 2014

Uiguren-Problematik im Nordwesten Chinas: Starker Einfluß der Wahhabiten
Mit Wohlstand gegen Islamisierung
(wk)

In der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang kommt es zunehmend zu spontanen Gewaltausbrüchen mit zahlreichen Toten. Allein 2014 wurden fünf solcher Vorfälle gemeldet. Aus der Sicht des New Yorker Politologen Yan Sun ist dafür allerdings nicht die vielfach kritisierte Nationalitätenpolitik Pekings verantwortlich, sondern der wachsende Islamismus der Uiguren: Seit dem Ende der Kulturrevolution und der nachfolgenden Liberalisierung auf religiösem Gebiet sei es unter den turkstämmigen Bewohnern von Xinjiang zu einer immer stärkeren Hinwendung zum puritanisch-traditionalistischen Islam wahhabitischer Prägung gekommen. Und die führe jetzt eben dazu, daß man den säkularen chinesischen Staat als „gottlos“ ablehne und Widerstand gegen diesen leiste. Deshalb dürfe Peking auch keinesfalls den Fehler machen, die Forderungen des Auslands nach mehr Autonomie für die Uiguren zu erfüllen, denn dies hätte lediglich die Erweiterung des Einflusses fremder Mächte, allen voran Saudi-Arabien und Katar, zur Folge. Vielmehr gebe es nur eine sinnvolle Strategie, das Ruder in Chinesisch-Turkestan herumzureißen, und die liege in der Erhöhung des allgemeinen Lebensstandards der Bevölkerung dort (Current History, 9/2014). Damit unterschätzt Yan aber wohl die bemerkenswerte Virulenz islamistischer Ideen.

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