© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

Niedrigzinsen werden uns noch jahrelang erhalten bleiben
Erspartes jetzt neu verteilen
Markus Brandstetter

Die Nachricht wurde von Experten als Dammbruch gewertet: Nun hat mit der Commerzbank eine der größten Banken Europas Negativzinsen eingeführt. Sie folgt damit der Deutschen Skatbank, die vor wenigen Wochen massiv in die Schlagzeilen gekommen war, weil sie seit diesem Monat auf Sparguthaben über 500.000 Euro nicht nur keine Zinsen mehr bezahlt, sondern ganz im Gegenteil dem Anleger im Jahr ein Viertelprozent Gebühren dafür berechnet, daß er auf seinem Sparkonto Geld bei der Skatbank liegen hat. So etwas heißt „Negativzins“, und es war das erste Mal, daß eine deutsche Bank einen solchen auf Privatkonten von Sparern erhob.

Dieses Vorgehen ist kundenfeindlich und aus Marketingsicht eine Dummheit erster Ordnung, aber es kündigt etwas an, das zu einem Trend werden könnte. Mehr als zwei Billionen Euro haben deutsche Anleger auf Spar- und Festgeldkonten gebunkert, und die bringen immer weniger Zinsen – und vielleicht schon bald Strafgebühren. Was soll der Anleger in so einer Situation tun? Die Antwort ist ebenso bekannt wie trivial wie risikoreich: Er soll sein Vermögen diversifizieren, sprich: aufteilen, und dafür muß er auch in Anlageformen gehen, die bislang nicht zu den Lieblingen der Deutschen gehört haben.

Wenn wir davon ausgehen, daß die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) noch Jahre, vielleicht ein Jahrzehnt lang andauert, dann wird mit Sparkonten und Festgeldern ebensolange kein Geld mehr zu verdienen sein, ja das einmal erworbene Vermögen kann so nicht einmal vor dem Zahn der Inflation bewahrt werden. Deshalb ist es notwendig, das Vermögen auf vier Säulen zu verteilen: Immobilien, Aktien, Gold und Bargeld. Aktien und Immobilien sollten dabei den Hauptteil ausmachen, also zusammen 80 Prozent, Gold kann die Vermögensanlage mit zehn Prozent abrunden, während man auf Tages- und Festgeldkonten ebenfalls noch einmal zehn Prozent haben sollte. Bei einem freien Vermögen von 500.000 Euro würde sich die Verteilung dann so präsentieren: zehn Prozent (50.000 Euro) liegen als jederzeit verfügbare Liquidität auf Festgeldkonten oder sind in risikolose Geldmarktfonds investiert; fünfzig Prozent (250.000 Euro) stecken in einer Eigentumswohnung in guter Lage, die sich gut vermieten läßt; 30 Prozent (150.000 Euro) werden auf sieben bis zehn erstklassige Aktien internationaler Großunternehmen aus mindestens fünf verschiedenen Branchen wie Chemie, Pharmaka, Automobilindustrie oder Rohstoffe verteilt, mit den restlichen zehn Prozent (50.000 Euro) wird Gold erworben. Mit einer solchen Vermögensverteilung, einer monatlichen Kontrolle der Aktien und einer sorgfältigen Auswahl der Immobilie (Lage!) und des Mieters, wird man in der Lage sein, sein Vermögen nicht nur zu bewahren, sondern auch zu vermehren.

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