© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

Leserbriefe

Zu: „Es muß Tabus geben“ von Jürgen Liminski, JF 48/14

Der schlimmste Mord von allen

Millionen von Abtreibungen gab es schon bei uns. Embryonen werden im Mutterleib zerstückelt. Dies ist der schlimmste Mord, den es gibt. Diese menschlichen Lebewesen können nicht einmal schreien, im Gegensatz zu Säuglingen. Wo bleibt deren „Würde“?

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen

 

Die Würde liegt in der Autonomie

Mit seinen Aussagen wie „es gibt keine wirkliche Autonomie“ und „immer ist der Mensch konditioniert“ widerspricht der Autor dem Philosophen Immanuel Kant. Für diesen gründete die Würde des Menschen gerade in seiner Autonomie. Und der Berliner Philosoph Peter Bieri (alias: Pascal Mercier) ergänzte: „Der Kern dieser Würde ist nicht der Schutz des Lebens, sondern die Selbstbestimmung.“ Nachdem Jürgen Liminski den katholischen Philosophen Joseph Pieper zitiert, sollte er auch dessen Stellungnahme zum Selbstverfügungsrecht des Individuums zur Kenntnis nehmen, das logischerweise die Verfügung über das eigene Leben einschließt: „Wenn creatio bedeutet, daß Gott, indem er erschafft, das Sein gerade nicht für sich behält (...), dann besitzt offenbar die creatura ihr Dasein und ihr Wesen nun tatsächlich als ihr veritables Eigentum“.

Völlig unverständlich ist die Meinung, daß die Personhaftigkeit des Menschen unabhängig sei von dessen körperlicher Verfassung. Aufgrund der Seinseinheit von Seele und Körper verliert der Mensch durch den Ausfall des Großhirns sämtliche geistigen Merkmale, so daß schon Pius XII. von „lebenden Automaten“ sprach und J.B. Lotz S.J. formulierte, daß „die eigentliche Person bereits tot ist, während nur Lebensfunktionen mechanisch weiterlaufen“.

Prof. Dr. med. Manfred Stöhr, Augsburg

 

 

Zu: „Schweigend gegen Islamismus“ von Henning Hoffgaard, JF 48/14

Schritt für Schritt für die Scharia

Alle diejenigen, die die Kundgebungen der „Pegida“ (Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes) scharf verurteilen und gegen sie demonstrieren, unterstützen die Absicht der islamischen Fundamentalisten und Salafisten, in Deutschland die Scharia einzuführen. Sie geben damit – im wahrsten Sinn des Wortes – Schritt für Schritt ihre bisher wie selbstverständlich in Anspruch genommenen Freiheiten und Rechte auf, zum Beispiel auch die für Schwule und Lesben. Letztendlich werden alle Nichtmuslime als Menschen 2. Klasse mit niederen Rechten, zahlreichen Entwürdigungen und einer Kopfsteuer unter dem totalitären Islam leiden müssen.

Offensichtlich haben sich die Gegendemonstranten nicht umfassend oder gar nicht mit dem – auf ewig und weltweit gültigen – Koran auseinandergesetzt (nicht zu verwechseln mit dem kostenlosen Salafisten-Koran, der für die „Ungläubigen“ weichgespült wurde, um den Islam als friedliche Religion darzustellen). Plagt sie wenigstens ein Unbehagen darüber, daß andere Mutige für sie die Kastanien aus dem Feuer holen und damit unsere hart erkämpften Freiheiten und Rechte verteidigen? Solange sie Fundamentalisten, Salafisten und Linksextremisten durch Gegendemos stärken, bereiten sie der islamischen Knechtschaft den Weg. Ist das politische Taktieren der „zivilgesellschaftlichen“ und politisch verantwortlichen Initiatoren ein Nichtwissen, Nichtwissenwollen oder „nur“ Verdrängung?

Gisela Recki, Troisdorf

 

 

Zu: „Forscher weisen Schulen die Schuld zu“ von Lion Edler, JF 48/14

Andere Einwanderungsgruppen

Da werden rund 70 (!) türkischstämmige Nachkommen von Einwanderern über ihre Befindlichkeiten befragt, um wieder einmal nachzuweisen, wie sie von der „Mehrheitsgesellschaft“ in den deutschen Bildungseinrichtungen „diskriminiert“ werden.

Wie wäre es, mal andere Einwanderungsgruppen zu befragen, die in deutschen Schulen sehr häufig vorbildliche Schüler sind? Von diesen ist allerdings nicht bekannt, daß sie überproportional die Schule schwänzen und konsequente Schulverweigerer sind und daher zu keinem Schulabschluß kommen.

Es ist schon grotesk, dafür die Schulen verantwortlich zu machen. Wie soll die Lehrerschaft Schüler fördern, die vielfach nur Desinteresse zeigen, den Unterricht stören, falls sie sich überhaupt blicken lassen? Und nun soll sogar Schülern mit türkischem Migrationshintergrund trotz guter Noten in der Grundschule die Gymnasialempfehlung verweigert worden sein, die ohnehin kaum noch von Bedeutung ist? Immerhin haben es trotzdem einige ins Gymnasium geschafft, die sich dann – laut Studie – auch prompt wieder über „Diskriminierung beklagen. Zu fragen wäre, ob diese vorwiegend islamisch geprägten Schüler doch vielleicht in ihrem Verhalten selbst befremdlich wirken und sich dann über entsprechende Reaktionen ihres sozialen Umfeldes beschweren.

Wie wäre es mal mit einer Studie über die Erfahrungen deutscher Kinder und Jugendlicher in Schulen, in denen weit über die Hälfte der Schülerschaft Moslems sind?

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zu: „Des einen Mut, des anderen Ärger“ von Roland Berthold, JF 48/14

Fehlende Dankbarkeit

Die NZZ-Journalistin Christiane Hanna Henkel hat mit ihrem Kommentar Courage gezeigt. Ihr gebührt der Dank vieler Menschen. Der Apple-Chef bezeichnete seine Homosexualität als ein „Geschenk Gottes“. In welch bedeutender Weltreligion er zu Hause ist, daß er dort einen Hinweis darauf gefunden haben will, wird sein Geheimnis bleiben.

Vom Religiösen einmal abgesehen ist Tim Cook auch noch „stolz“ auf seine Homosexualität. Stolz auf eine eigene besondere Leistung zu sein, ist menschlich verständlich. Aber entstammt denn sein Schwul-Sein seiner eigenen Leistung? So möchten Homosexuelle nun wirklich nicht verstanden werden. Oder leistet sich der Apple-Chef das Manko, stolz auf eine Spielart der Natur zu sein?

Menschen – besonders erfolgreiche – sind oft damit überfordert, ein vernünftiges Mittelmaß für sich selbst zu finden und fallen oft von einem Extrem ins andere. Es ist sicherlich falsch, Homosexuelle für ihre Veranlagung zu verachten oder zu bestrafen. Doch genauso falsch ist es, ihnen einen Glorienschein zu verpassen und sie ständig mit neuen Privilegien zu versehen. Zu etwas mehr Bescheidenheit könnte vielleicht das Bewußtsein beitragen, daß sie nicht existieren würden, wären ihre Eltern homosexuell gewesen.

Otto Spahn, Neuhof

 

 

Zu: „Die Angst vor dem Heerwürmchen“ von Karlheinz Weißmann, JF 48/14

Mitentscheidender Vorabend

Der NPD fehlten 1969 in jedem Wahllokal gerade 2 Stimmen, um in den Bundestag einzuziehen. Den Ausschlag hierzu gaben sicher nicht nur Schüsse, die ein Leibwächter von Thaddens in unübersichtlicher Lage abfeuerte. Mitent-scheidend war wohl auch eine dreiste Lüge des damaligen Bundestagspräsidenten Kai-Uwe von Hassel. Dieser, als konservativ und ehrenwert geltend, erklärte zur besten Sendezeit am Vorabend der Wahl im deutschen Fernsehen, daß dann, wenn die NPD morgen in den Bundestag käme, die Russen einmarschieren würden.

Ludwig Bock, Relsberg

 

 

Zu: „Die Palme des Nordens“ von Bernd Rademacher, JF 48/14

Moralkeule nicht schmackhaft

So so, Veganer sind also Spinner. Hat Herr Rademacher denn schon einmal ein Schwein geschlachtet? Geschweige denn an dieser Prozedur teilgenommen? Ist das der Stoff, aus dem die Helden der JF-Redakteure sind? Die Moralkeule schwingen, wenn es um gesellschaftliche Belange geht. Aber wegschauen, wenn es um das unendliche Leid der Tiere geht.

Sven Koßmann, Buxtehude

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Sie verführen unsere Kinder“, JF 47/14

Welch verheerender Unsinn

Was sind das bloß für Menschen, die in das Erziehungsrecht der Eltern eingreifen und unbefangene Kinder auf „erzieherischem“ Wege „vergewaltigen“, sie abrichten ganz nach ihrem Geschmack und ihren perversen Vorstellungen. Das Kind soll also möglichst früh sein eigentliches Geschlecht hinterfragen, was es gar nicht will, wozu es gar nicht fähig ist, soll unter „treuer“ Assistenz dem anderen Geschlecht in sich Raum und Chance geben. Welch verheerender Unsinn!

Die Zuhälter dieser Gender-Hure sind rhetorisch begabte Menschen, die Kindheit und Jugendzeit nie richtig und glücklich erlebt haben können. Ihnen fehlen Überblick, Lebenserfahrung, die Erfahrung aus den nachteiligen Folgen ihrer Triebkraft, und es fehlt ihnen gänzlich das natürliche und moralische Recht zu solchen ungebeten Auftritten. Wo steht das Familienministerium? Erstrebt es die Gesundung der Familie oder ihre Auflösung? Wo bleibt der Widerstand der Kirchen und christlichen Parteien?

Hermann Wurzel, Lückenburg

 

 

Zur Umfrage der Woche: „25 Jahre Mauerfall: Ist Deutschland zusammengewachsen?“, JF 47/14

Gleichmacherei

Sollten wir denn nicht froh sein, daß es Unterschiede zwischen Ost und West gibt? Zeichnen wir Deutsche uns nicht aus durch unsere regionalen Unterschiede? Sollte man nicht auch den Bayer mit dem NRWler vergleichen? Es mag ohne Zweifel wirtschaftliche Unterschiede geben, die gewiß ungerecht sind, aber darf der Thüringer sich nicht mehr vom Sachsen oder Hessen unterscheiden? Eine solche Umfrage erweckt beim Leser einen Eindruck von Gleichmacherei, die gesellschaftlich bei weitem schädlicher ist.

Peter Scheicher, Taunusstein

 

 

Zu: „GegenAufklärung“ von Karlheinz Weißmann, JF 47/14

Jahrzehnte verpaßt

Für mich war Wolf Biermann ebenfalls nicht akzeptabel, solange er kommunistische Positionen vertrat, so wie noch bei seinem legendären Kölner Konzert 1976, das zu seiner Ausbürgerung aus der DDR führte. Und richtig – Wolf Biermann hat sich geändert, und zwar hin zu einem der härtesten Gegner der Kommunisten. Das ist allemal Grund genug, eine eventuell vorhandene Aversion gegen ihn zu überdenken. Nur: Wolf Biermann hatte sich bereits Anfang der achtziger Jahre auf überzeugende Weise vom Kommunismus losgesagt. Zwischenzeitlich war er sogar Chef-Kulturkorrespondent bei der Welt, seine Artikel dort waren Sternstunden. Herr Weißmann hätte also seit Jahrzehnten Zeit gehabt, seine Aversion gegen Wolf Biermann zu überdenken.

Ludwig Wauer, Dresden

 

 

Zu: „So sprach man vor 1.500 Jahren“ von Andreas Graudin, JF 47/14

Alles ganz logisch

Die Landkarte auf dem abgebildeten Einbanddeckel des Bandes „Das Westgermanische von der Herausbildung im 3. bis zur Aufgliederung im 7. Jahrhundert“ gibt die Verteilung der westgermanischen Mundarten/Sprachen nach der langobardischen Eroberung Italiens seit 568 sowie während der elbslawischen Westausdehnung und vor deren weitesten Siedlung bis Südjütland, ins Wendland und ins Maintal wieder. Um die Zeitenwende umfaßte das westgermanische Verbreitungsgebiet auch Jütland, Fünen und die Gebiete westlich der Oder, woran sich östlich das Ostgermanische anschloß. Als die Elbe-Oder-Germanen und die Ostgermanen abrückten, öffnete dies dem Ostnordgermanischen die Tore bis an die Eider und den Slawen den Weg bis ins Herz altgermanischen Siedlungsgebietes.

Ihr Rezensent vermerkt „letzte Zweifel“, da der Buchautor Wolfram Euler „die Sprache jener Zeit (...) mit Logik rekonstruiert, die wir aus dem Lateinischen kennen“. Hier vermengt Graudin zwei „Logiken“: Zum einen sprechen wir vom Lateinischen als einer logischen Sprache, weil sie naturgemäß wenige Abweichungen kannte und als Schriftsprache in ein enges Flußbett gelenkt wurde. Andererseits ist das Westgermanische nicht ins Blaue rekonstruiert, sondern findet sich im Spannungsverhältnis zwischen den frühesten westgermanischen Belegen und dem rekonstruierten Urgermanischen respektive Indogermanischen, welches wiederum sein Rekonstrukt belegten Sprachen wie etwa dem Indischen und Griechischen verdankt. Ohne einen scharfen Verstand, gespeist aus Logik und Sprachenkenntnis, erschlösse sich uns nicht das jungsteinzeitliche Indogermanische zwischen Nord- und Aralsee. Daß man „diesen Maßstab für eine praktisch schriftlose Sprache“ anwendet, ist keineswegs „gewagt“, sondern üblich, denn so manches Rekonstrukt fand durch spätere Belegung seine Bestätigung.

Hugo Görtzen, Rendsburg

 

 

Zur Meldung: „Bürgerrechte für Tiere: ‘Neue Sichtachsen’“, JF 46/14

Ausblick vom Elfenbeinturm

In Ihrer Meldung, die tatsächlich wohl eher ein Kommentar als eine neutrale Nachricht ist, äußert sich der Verfasser herablassend über die Beschäftigung der Zeitschrift Mittelweg 36 des Hamburger Instituts für Sozialforschung mit dem Thema „Bürgerrechte für Tiere“.

Man kann getrost viele Werke dieses Instituts in Zweifel ziehen. Man kann auch über die Ausdrucksweise dieser Einrichtigung den Kopf schütteln. Allerdings stellt die Beschäftigung mit dem Tierschutz beziehungsweise dem angemessenen Umgang mit Tieren keine reine „Elfenbeinturmbeschäftigung“ dar. Der massenhaft durch und durch unanständige Umgang mit Tieren stellt vielmehr eine Erscheinungsform der allgemeinen Verrohung und Gleichgültigkeit dar, die in großen Teilen unserer „Zivilisation“ zu finden sind. Daher ist es durchaus zu begrüßen, sich in einem ganzen Heft diesem Thema zu widmen. Es schadet im übrigen grundsätzlich nicht, wenn praktisches Handeln sich auf Produkte aus dem Elfenbeinturm stützt.

Mathias Klasen, Bad Schönborn

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