© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/14 / 05. Dezember 2014

Eon steigt aus normalem Stromgeschäft aus, will nur noch „Öko“
Nur noch Subventionen?
Markus Brandstetter

Noch vor zwanzig Jahren hatten viele Apotheken eine Leuchtreklame, die das Logo mit der berühmten Hoechster Brücke zeigte. 1999 war mit dem Logo und dem Firmennamen Hoechst Schluß. Da wurde aus einem Unternehmen, das seit 1863 in Frankfurt Farben, Pharmaka und Chemikalien produziert hatte und einmal die Nummer zwei unter den Chemiekonzernen der Welt gewesen war, zuerst eine Société Anonyme mit dem Namen Aventis und 2004 ein französischer Mischkonzern mit dem schönen Namen Sanofi. Sanofi hat nicht nur den Bezug zu Frankfurt und Deutschland komplett eingebüßt und mit Tradition und Geschichte kaum mehr etwas am Hut. Nein, das Unternehmen hat auch seinen Aktionären deutlich weniger Freude gemacht als beispielsweise BASF, deren Aktie in den letzten beiden Jahren den Dax Monat für Monat geschlagen hat, was für die Sanofi-Aktie nicht zutrifft.

Der Bruch mit Vergangenheit, Herkunft und Kerngeschäften sind für ein Unternehmen in Wahrheit katastrophal: nach innen für die Mitarbeiter, nach außen für Kunden und Lieferanten genauso wie für Aktionäre und Fondsmanager.

Und genau einen solchen Bruch scheint der Düsseldorfer Energiekonzern Eon nun zu planen. Jüngsten Berichten zufolge bereitet das Unternehmen einen radikalen Umbau des ganzen Konzerns vor. Das Geschäft mit der Stromerzeugung aus Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken sowie der Energiehandel sollen 2016 mehrheitlich an die Aktionäre abgegeben und der Rest an die Börse gebracht werden, wie die Gesellschaft mitteilte. Für Eon bedeutet das den kompletten Ausstieg aus der konventionellen Stromerzeugung. Der Grund dafür, sagt Vorstands-chef Johannes Teyssen, liege beim Einbruch der Großhandelspreise für Strom. Damit reagiert der Konzern auf die Tatsache, daß erstmals seit Beginn der Energiewende die Strompreise in Deutschland nun überraschend flächendeckend zurückgehen.

Wenn die Energieerzeugung künftig in einer anderen Gesellschaft stattfindet – was tut dann die alte Eon noch? Da sollen Windkraft und Sonnenenergie ausgebaut und die 33 Millionen Bestandskunden gepflegt und mit zukunftsweisenden Konzepten versorgt werden. Die ganze Rochade soll ohne Stellenabbau und vermutlich ohne den Verlust von Kunden, Marktanteilen und Erträgen für die Aktionäre über die Bühne gehen.

Wenn die Firmenleitung sich da nur nicht gewaltig getäuscht hat! Ein Energiekonzern, der keine Energie mehr produziert, ist keiner mehr. Ein Konzern, der nur noch Kundenpflege betreibt, ist ein reiner Dienstleister und kein Produzent mehr.

Bei Eon wäre man gut beraten, daran zu denken, daß Coca Cola 1985 die alte Cola abgeschafft und durch eine neue Geschmacksrichtung ersetzt hatte, was zu einem Marketing-Gau führte. Nach wenigen Jahren mußte der alte Geschmack kleinlaut wieder eingeführt werden. Bei Eon wird das nicht so leicht gehen.

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