© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/14 / 05. Dezember 2014

Konflikte am Himmel
Luftzwischenfälle im Kalten Krieg und danach
Sebastian Hennig

Bernd Biedermanns Laufbahn führte ihn vom Soldaten bis zum DDR-Militärattaché in Peking. Am 3. Oktober 1990 wurde er als Oberst in die Bundeswehr übernommen. Als Kenner der strategischen Aufklärung ist er mit zahlreichen Publikationen hervorgetreten. Gemeinsam mit Wolfgang Kerner hat er nun das Buch „Krieg am Himmel“ vorgelegt. Darin bietet er einen Umblick auf die west-östlichen Auseinandersetzungen im Luftraum. In knappen Kapiteln sind bekannte Vorfälle beschrieben. Fotos und farbige Routenskizzen veranschaulichen den Hergang.

Der Kalte Krieg forderte immer wieder heiße Begegnungen heraus. Bereits 1956 endeten Aufklärungsflüge der Lockheed U-2 über Moskau. Ein zweifacher Flugabwehrring barg die Hauptstadt. Bald danach wurde das Flakraketensystem im ganzen Ostblock aufgestellt.

Es war eine Daueranspannung, die erst dann nachließ, wenn tatsächlich gehandelt werden mußte. Am Beispiel des Zwischenfalls im sächsischen Vogtland von 1958 wird das deutlich. Ein US-Hubschrauber verlor auf dem Flug nach Grafenwöhr die Orientierung im Gewitter. Als dann der Treibstoff ausging, wurde aus der Notlandung schließlich ein kontrollierter Absturz. Allein die Festnahme der neun Besatzungsmitglieder führte zu einem Verwirrspiel um die Zuständigkeit.

1964 wurde ein US-amerikanischer Aufklärer Douglas RB-66 bei Gardelegen von einer MIG abgeschossen. War es ein Navigationsirrtum oder ein absichtsvoller Spionageflug? In Fragen wie dieser ist Biedermann noch heute Partei. Er deutet in den Zwischenfall eine Absicht der Amerikaner, die volle Gefechtsbereitschaft auszulösen, um dadurch bessere Erkenntnisse gewinnen zu können. Drei Luftkorridore der Alliierten deckten fast ein Fünftel der Grundfläche der DDR ab. Bis 1990 erfolgten darin 25.000 Erkundungsflüge.

Die Kapitel über Flugzeugentführungen nehmen sich etwas fremd aus in dem eher militärhi-storischen Buch. Im Anhang werden die Aufklärungsflugzeuge der Nato vorgestellt, NVA-Fachleute stellen deren Bekämpfungsmöglichkeiten durch die Raketensysteme vor. Ebenso findet sich dort der Untersuchungsbericht zu Mathias Rusts ominösem Moskau-Flug von 1987.

Bernd Biedermann, Wolfgang Kerner: Krieg am Himmel: Luftprovokationen, Spionageflüge, Flugzeugentführungen. Steffen Verlag, Berlin 2014, gebunden, 176 Seiten, 19,95 Euro

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