© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/14 / 12. Dezember 2014

Umwelt
Der Saft geht aus
Jörg Fischer

Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen rollen. Das 2008 verkündete Umweltschutzziel der Bundesregierung hat alle Koalitionswechsel überstanden. Doch in den ersten zehn Monaten dieses Jahres wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt lediglich 6.888 E-Mobile neu zugelassen. Dabei müßten monatlich 16.000 elektrische Neuwagen einen Käufer finden, um die Million noch zu erreichen.

Und nun kommt eine neue Hiobsbotschaft: „E-Auto-Batterie verliert nach drei Jahren 17 Prozent Kapazität“ meldete der Österreichische Autoclub ÖAMTC, der zusammen mit der TU Wien den Mitsubishi i-MiEV einem Langzeittest unterzogen hat. Nach nur 40.000 Straßenkilometern sank die nutzbare Batteriekapazität um ein Sechstel. „Das bedeutet, daß man im Alltag nur mehr 90 statt ursprünglich 108 Kilometer weit kommt, bevor die Batterie aufgeladen werden muß“, erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.

Die Batterie monatlich zur Miete, und die Laufleistung wird vorsorglich beschränkt.

Alles nur das Problem eines japanischen Kleinwagens? Nein, denn Citroën C-Zero und Peugeot iOn sind baugleich. Auch im BMW i3 oder dem Marktführer Nissan Leaf kommt eine ähnliche Lithium-Ionen-Technologie zum Einsatz. Es sei zu erwarten, daß die Reichweiteneinbuße bei anderen Firmen ähnlich hoch ausfälle. „Die meisten Hersteller schreiben schon bei 20 bis 30 Prozent Kapazitätsverlust den Tausch einzelner Zellen oder des ganzen Akkupacks vor“, so Kerbl. Fällt der Batterietausch nicht mehr in die Garantiezeit wird es richtig teuer – selbst für E-Mobilisten, die gern 30.000 Euro für einen Stadtflitzer hinblättern. Re­nault bietet daher für seinen ZE die Batterie ab 49 Euro monatlich zur Miete – doch dabei wird die Laufleistung vorsorglich auf 1.250 Kilometer pro Quartal beschränkt. Und erst wenn die Ladekapazität um 25 Prozent gesunken ist, werden die Energiespeicher kostenlos ausgetauscht. Was für ein Umstand!

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