© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/14 - 01/15 / 19. Dezember 2014

Rohöl unter 60 Dollar – was bedeutet das für die Weltwirtschaft?
Rußland muß handeln
Fabian Grummes

Der Verfall des Ölpreises bringt Ölwährungen wie die Norwegische Krone unter Druck. Auf dem bisherigen Höhepunkt der immer noch ungelösten Euro-Krise galt die norwegische Krone als ideale Fluchtwährung. Wer allerdings vor zwei, drei Jahren in die Öl-Währung im Norden investierte, der dürfte derzeit ein langes Gesicht machen: Rund 20 Prozent verloren Investoren hier, allein 10 Prozent im vergangenen Monat.

Im Vergleich zum Absturz des Rubels ist dies aber noch harmlos. Am Montag fiel die russische Währung um 13,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar. Auf Jahressicht beträgt das Minus gegenüber der Weltleitwährung fast 50 Prozent. Während die Norweger „nur“ unter dem Verfall des Ölpreises leiden, belasten die Sanktionen des Westens die russische Währung zusätzlich. Die Gegenmaßnahmen der Russen muten teilweise verzweifelt an. Die Zentralbank hat die Zinsen dramatisch erhöht. Sie liegen mittlerweile bei 17 Prozent – einem Wert, bei dem alle westlichen Staaten bankrott wären. Zudem versucht sie mit Stützungskäufen den Rubel zu halten. Bisher allerdings blieben alle diese Maßnahmen ohne große Wirkung.

Aber auch Rußlands Devisenreserven sind nicht unbegrenzt. Wenn der Rubelverfall anhält, dürften die Maßnahmen dagegen noch drastischer ausfallen, schließlich sitzt Putin nur so lange fest im Sattel, wie die Russen der Zukunft einigermaßen optimistisch entgegenblicken können und die wirtschaftliche Situation als stabil erleben. Neben schärferen Devisen- und Kapitalverkehrskontrollen wäre am Ende sogar eine Goldbindung des Rubels denkbar. Diese aber wäre nur dann sinn- und wirkungsvoll, wenn Rußland zeitgleich sein Erdöl und -gas nur noch gegen Rubel (also Gold) verkauft. Dies dürften die USA allerdings als direkte Kriegserklärung auffassen – schließlich lehrt die jüngere Vergangenheit, daß es meistens keine gute Idee war, sich vom Petrodollar lösen zu wollen. Andererseits ist Rußland wehrtechnisch anders aufgestellt als Libyen, Syrien oder der Irak unter Saddam Hussein.

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