© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/14 - 01/15 / 19. Dezember 2014

Jugendliche Gewalttäter: Hohe Rate psychisch Gestörter
Nur Psychos unterwegs
(ck)

Entgegen einem von Medien erzeugten Eindruck zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik, daß die Zahl der Tötungsdelikte junger Menschen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren seit 1995 nicht zugenommen hat. Auch die Zahl der Körperverletzungsdelikte unterliegt nur einem leichten Aufwärtstrend. Gegen eine weitere Erwartung seien auch Ausländer bei schweren Gewalttaten nicht überproportional vertreten. Zumindest nicht in einer Verlaufsstudie der Marburger Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, an der 114 Jugendliche teilnahmen, die insgesamt 70 Menschen töteten. Der Anteil von Ausländern oder Deutschen mit „Migrationshintergrund“ unter ihnen betrug knapp 20 Prozent. Statt des „ethnischen Faktors“ exponieren die Psychiater unter Leitung des Klinikchefs Helmut Remschmidt den auffälligeren Befund der mit 84 Prozent immens hohen Rate an psychischen Störungen unter den Tätern (Deutsches Ärzteblatt, 41/2014). Dies stimme überein mit Ergebnissen älterer Studien und sollte endlich Anlaß sein, der psychiatrisch-psychologischen Diagnostik und Therapie im Umgang mit jugendlichen Gewalttätern höheren Stellenwert einzuräumen. Die in der Literatur berichtete Einschränkung kognitiver Funktionen bei dieser Klientel konnten die Marburger Forscher indes nicht bestätigen. Die Intelligenz dieser Tätergruppe entspreche einer „Normalverteilung“.

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