02.01.15 / Waterloo für Brüssel / Jahresvorschau 2015: Nicht nur Farages Angriff auf Downing Street wird die Gemüter erhitzen / Auch der neue Kalte Krieg geht in Runde zwei

Waterloo für Brüssel
Jahresvorschau 2015: Nicht nur Farages Angriff auf Downing Street wird die Gemüter erhitzen / Auch der neue Kalte Krieg geht in Runde zwei
Mario Jacob

Krieg, Katastrophen, Terror, Säbelrasseln – auch 2015 wird die Welt einige Unbill zu bieten haben. Aber auch einiges zu feiern. So werden die Litauer am 11. März zum 25. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit die Sektkorken knallen lassen. Nur fünf Tage später zelebriert das Vereinigte Königreich der Niederlande sein 200jähriges Bestehen. Bis auf Frankreich werden sich dann am 18. Juni alle Augen Europas auf Waterloo richten. Denn dort jährt sich die Schlacht, die Napoleon Bonapartes Untergang besiegelte.

Doch während Europa vor 200 Jahren erst einmal aufatmete, wird es auch in diesem Jahr tief Luft holen müssen. Moskau will mit seiner Eurasischen Union durchstarten. Armenien werde beitreten, heißt es. Auf der Trennlinie zwischen Europa und Asien liegend, hat sich Armenien in dieser Region bisher stets als verläßlicher und standfester Partner Moskaus bewährt. Ein Punktsieg für Putin gegen Brüssel zu Beginn des Jahres. Doch dieser steht auf tönernen Füßen. Denn zwischen Rußland und Armenien liegt das heißumkämpfte Georgien, das unlängst sein Pendel Richtung Brüssel ausschlagen ließ und ein Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnete.

Brechen die Fronten im Nahost-Konflikt durch?

Am 15. Juni wird die EU-Kommission und das ganze EU-Parlament nicht Richtung Moskau schauen, sondern gen Downing Street. Das Unterhaus wird neu gewählt und die große Frage ist: Wie viele Stimmen bekommt Nigel Farages UK Independence Party (Ukip), die den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU anstrebt.

Auch in weiteren Ländern stehen 2015 Wahlen an, die das Potenzial haben, die zukünftige europäische Politik zu verändern. In Österreich könnte die große Zeit für Heinz-Christian Strache kommen. Der FPÖ-Chef will mit seinen Freiheitlichen bei den Landtagswahlen im Burgenland, in Oberöstereich und der Steiermark durchstarten, um dann im Herbst Bürgermeister im roten Wien zu werden.

Auch bei der vorgezogenen Neuwahl zum Schwedischen Reichstag am 22. März droht Brüssel Ungemach von sogenannten „Rechtspopulisten“. Denn nach dem von ihnen erzwungenen Sturz der rot-grünen Regierung legten die EU-Kritiker der Schwedendemokraten in Umfragen zu. Ebenso gute Chancen rechnen sich sowohl die Wahren Finnen bei den Parlamentswahlen in Finnland am 19. April als auch die rechtsbürgerliche Dänische Volkspartei bei den Parlamentswahlen im September aus.

Fern von Europa will es Benjamin Netanjahu im März 2015 bei der israelischen Parlamentswahl noch einmal wissen. Und am 13. Juni wird sich bei der Parlamentswahl in der Türkei zeigen, ob der Stern von Recep Tayyip Erdoğan, der am 13. Februar sicher den 40. Jahrestag der Proklamation eines autonomen türkischen Teilstaats auf Zypern feiern wird, langsam sinkt.

Mit einem großen Durchbruch wird im Nahost-Konflikt auch im neuen Jahr nicht gerechnet. Hoffnungen keimen im jahrelangen Streit um das iranische Atomprogramm. Iran und die USA, Rußland, China, Frankreich, Großbritannien sowie Deutschland hatten sich im vergangenen Jahr wenigstens auf eine Atempause verständigt. Als neue Frist, innerhalb derer man zu einem Kompromiß kommen will, ist nun der 1. Juli 2015 im Gespräch.

Dagegen setzt Papst Franziskus familienpolitische Akzente, indem er nach Philadelphia zum VIII. Welttreffen der Familien reist, das vom 22. bis 27. September stattfindet. Ebenfalls in die Vereinigten Staaten lädt der Zentralverband der Siebenbürger Sachsen in den USA (Alliance of Transylvanian Saxons) zwischen dem 7. und 20. Juli zum Föderationsjugendlager ein. Aus den Mitgliedsorganisationen der Föderation in Deutschland, Österreich, Siebenbürgen, USA und Kanada können jeweils fünf Jugendliche im Alter von 16 bis 20 Jahren daran teilnehmen. Im Mittelpunkt stehen das Kennenlernen anderer Jugendlicher mit siebenbürgischen Wurzeln sowie der Siebenbürger Sachsen und deren Klubs vor Ort.