© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/15 / 02. Januar 2015

Trotz Börsencrash und A380-Pleite: Airbus nicht am Ende
Nur Turbulenzen
Jörg Fischer

Stellenabbau in der Raumfahrt- und Rüstungssparte, Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts, Gerüchte über ein vorzeitiges Produktionsende des doppelstöckigen Riesenflugzeugs A380, zweistellige Kursverluste an der Börse und das Ausscheiden des deutschen Vizechefs Günter Butschek – der Airbus-Konzern verstörte 2014 seine 120.000 Mitarbeiter und die Aktionäre. Zuvor geriet Airbus wegen Triebwerksschäden und Haarrissen in den A380-Tragflächen oder Problemen beim Militärtransporter A400M in die Schlagzeilen. Kann der einzige Konkurrent Boeing nun allein triumphieren?

Keineswegs, denn beim US-Konzern entpuppte sich beispielsweise der Dreamliner 787 als Alptraum für die Passagiere (JF 14/13). Mit mehreren Jahren Verspätung 2011 erstmals eingesetzt, verhängte die US-Flugaufsichtsbehörde FAA 2013 wegen Akkubränden ein dreimonatiges Startverbot. Weitere Zwischenfälle folgten. Dennoch sind die 787-Auftragsbücher gut gefüllt, genauso wie beim Mittelstreckenjet Boeing 730. Das Airbus-Gegenstück A320 und der A330 verkaufen sich gleichfalls bestens. Der neue A350 dürfte – trotz zwischenzeitlicher Probleme – ebenfalls ein Erfolg für das europäische Gemeinschaftsunternehmen werden.

Der Grund hierfür ist banal: Die Fluggesellschaften sind dem Duopol Airbus-Boeing schlicht ausgeliefert. Aufgrund der milliardenschweren Investitionskosten ist eine ernsthafte Konkurrenz nicht in Sicht. Gleichzeitig wurden 2014 auf 33 Millionen Flügen weltweit etwa 3,2 Milliarden Passagiere befördert – fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses Jahr wird ein Zuwachs von sieben Prozent erwartet, für 2030 werden sogar 6,4 Milliarden Flugpassagiere prognostiziert. Das erfordert zusätzliche Flugzeuge und die bisherigen müssen in der Regel spätestens nach 20 Dienstjahren ersetzt werden. Airbus mag derzeit in Turbulenzen sein – die Kunden gehen beiden Weltunternehmen und ihren oftmals deutschen Zulieferern trotzdem nicht aus.

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