© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/15 / 09. Januar 2015

Der Euro fällt unter 1,20 Dollar
Gigantisches Verlustgeschäft
Jörg Fischer

Der Euro wird so stark wie die D-Mark sein“, versprachen Helmut Kohl, Theo Waigel und Wolfgang Schäuble vor Einführung der Gemeinschaftswährung. Anfangs schienen die Unionsfreunde recht zu behalten: Erhielt der Verkäufer Anfang 2002 nur 86 US-Dollar für einen frischen 100-Euro-Schein, waren es im Juli 2008 schon 159 Dollar. Doch seit Ausbruch der Finanz- und Eurokrise ging es im Vergleich mit der schwindsüchtigen Weltleitwährung wieder bergab. Zum Jahresanfang ist der Euro mit unter 1,20 Dollar auf seinen tiefsten Stand seit 2006 gefallen. Doch alles nicht so schlimm?

Die lockere Geldpolitik und Mikrozinsen der Europäischen Zentralbank (JF 38/14), die Krisen im Süden der EU oder in der Ukraine und die Neuwahlen in Griechenland erklären manches. Und Euro-Sparer stehen immer noch besser da als Gläubiger des „Greenback“, der in seiner hundertjährigen Geschichte etwa 95 Prozent seines Wertes eingebüßt hat (JF 1/14). Vergleicht man den Euro ehrlicherweise mit dem Franken, dann erkennt der ehemalige D-Mark-, Schilling- oder Gulden-Sparer, wie er durch den Euro zwangsenteignet wurde: Aus 1,60 wurden 1,20 Franken pro Euro – und das auch nur, weil die Schweizerische Nationalbank seit 2011 mit Milliardensummen zugunsten des Euro am Devisenmarkt interveniert hat, um die eidgenössische Export- und Tourismuswirtschaft zu stützen.

Selbst im Vergleich mit der Tschechischen Krone stehen Euro-Freunde schlechter da: Statt ehemals 38 gibt es aktuell weniger als 28 Kronen für einen Euro. Wer seine D-Mark in Gold statt Euro getauscht hat, kann sich sogar über eine Verdreifachung seiner Anlage freuen – trotz des massiven (und spekulativen) Goldpreiseinbruchs seit 2013. „Eigentlich müßte der Euro Ikarus heißen, denn er wird wie dieser abstürzen“, warnte schon 1998 der vor einem Jahr verstorbene Ökonom Wilhelm Hankel. Daß der Euro nicht so stark ist, wie es die D-Mark war, steht schon heute fest.

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