© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/15 / 09. Januar 2015

CD-Kritik: Giacomo Meyerbeer
Dünn aufgetragen
Jens Knorr

Seinen vornehmen Rang in der Operngeschichte des 19. Jahrhunderts macht dem Komponisten Giacomo Meyerbeer kaum einer noch streitig. Wenn allerdings seine Grand Opéras kaum einmal noch im Repertoire auftauchen, dann wegen ihrer exorbitanten Ansprüche, denen Opernhäuser nur noch ausnahmsweise gewachsen sind.

Doch auch seine Lieder sind nicht ohne. Eine Auswahl seiner bis dahin komponierten Lieder, Romanzen und Mélodies gab Meyerbeer 1850 zur Veröffentlichung, Lieder auf italienische, französische und deutsche Texte unterschiedlicher Qualität, Lieder breitgespannter musikalischer Ausdruckscharaktere.

Weil die allerdings bei Andrea Chudak auf wenig Willen zu stimmlicher Differenzierung treffen, hält sich die Entdeckerfreude des Hörers in Grenzen. Chudaks Stimme hat wenig Fundament, die Legatotechnik ist defizitär. Die Sopranistin neigt dazu, im Piano Töne keck anzutippen und im Forte wenig zielgerichtet herauszuschleudern.

Die zwei Ersteinspielungen der beiden geistlichen Lieder „Gottergebenheit“ und „Reue“ fallen unter den anderen 23 Liedern nicht auf, die in Chudaks Interpretation eines wie das andere und alle dünn aufgetragen klingen. Aber da ist noch Pianist Andreas Schulz, der die Klavierstimme zur eigentlichen Erzählerin graduiert: spielend.

Giacomo Meyerbeer Lieder Antes Edition, 2014 www.bella-musica-edition.de/

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