© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/15 / 16. Januar 2015

Konsolidierung auf dem deutschen Fernbusmarkt
Abgefahren
Jörg Fischer

Für fünf Euro von Düsseldorf nach Dresden? Ab 9,99 Euro von Berlin nach München? Diese Zeiten dürften bald vorbei sein, denn auf dem vor zwei Jahren liberalisierten deutschen Fernbusmarkt beginnt die Konsolidierung. Im Oktober stellte der Anbieter City2City den Betrieb ein – die britische National Express Group sah keine Gewinnchancen für ihre Frankfurter Tochtergesellschaft. Im November kündigte der Autoclub ADAC nach Millionenverlusten an, sich aus dem Fernbusprojekt mit der Deutschen Post zurückzuziehen.

Im Dezember rettete ein süddeutscher Investor den überschuldeten Fernbuspionier DeinBus.de – vorerst, denn vorige Woche verkündeten der Berliner Marktführer MeinFernbus und der zweitgrößte Anbieter Flixbus ihre Fusion. Das künftig allein von München aus geführte neue Unternehmen bietet etwa drei Viertel aller Fahrten an und beförderte 2014 gemeinsam mehr als die Hälfte der etwa 20 Millionen Fernbuspassagiere in Deutschland. Mit der US-Firma General Atlantic sowie Daimler und Holtzbrinck im Rücken können die Kampfpreise zwar noch eine Weile gehalten werden. Aber die geschrumpfte Konkurrenz ermöglicht spürbare Preiserhöhungen. Und wenn die Pkw-Maut 2016 kommt, läßt sich auch die Mautfreiheit für Busse kaum noch rechtfertigen. Eine Verdoppelung der Tarife ist nicht auszuschließen, etwa wenn man die vergleichbaren Tarife im europäischen Ausland betrachtet: Eine Fahrt von London nach Glasgow kostet zwischen 25 und 45 Euro.

Mondpreise können sich die deutschen Busunternehmen allerdings dennoch nicht leisten. Sie brauchen – ohne Stau gerechnet – etwa acht Stunden von Spree-Athen in die Weltstadt mit Herz, die teurere Bahn schon jetzt zwei Stunden weniger. Ab 2017 soll der ICE durch die Neubaustrecken nur noch vier Stunden von Berlin nach München benötigen. Das dürfte dann auch Lufthansa, Air Berlin & Co. wegen der zeitraubenden An- und Abfahrtswege zu den Flughäfen in Bedrängnis bringen.

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