© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/15 / 23. Januar 2015

Aufgeschnappt
Heikles Indianerkostüm
Matthias Bäkermann

Das Ergebnis war ein peinlicher Anbiederungsversuch: Das erste Heft nach dem Anschlag auf die Redaktion des Charlie Hebdo zeigte auf dem Titel einen weinenden Mohammed, der das Schild „Je suis Charlie“ hält. Im Heft selbst gab es brave Sottisen gegen das Christentum. Und eine Armee von Verharmlosern versicherte flankierend, der Islam habe nichts mit Islamismus zu tun. Doch die Kriecherei hat nichts genützt.

In der ganzen islamischen Welt kam es zu Demonstrationen gegen die Karikatur, inklusive Toten. Alleine in Tschetschenien versammelten sich rund 800.000 Protestler, während die „westliche“ Türkei die Internetseite des Magazins sperrte. Und auch in Frankreich dürften Beschwichtiger ins Grübeln kommen, wenn Hunderte Schüler die Schweigeminute für die Opfer verweigerten. Denn es ist nicht ein „Islamismus“, sondern schon der Islam, der ein Problem mit Satire hat.

Bereits Mohammed-Biograph Ibn Ishaq (704–767) berichtet, wie der Prophet über eine Dichterin namens Aswa klagte, die seine neue Lehre verunglimpfe. Als daraufhin ein Anhänger die Spötterin ermordete, soll ihn Mohammed im Namen Allahs gelobt haben. Ibn Ishaq berichtet nicht, ob er dabei weinte oder ein albernes Schild hochhielt. Charlie Hebdo sollte sich daher weiter darauf konzentrieren, Christen mit Dreck zu bewerfen – das ist ungefährlicher.

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