© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/15 / 30. Januar 2015

Kämpfe im Osten der Ukraine
Die wahren Gewinner
Ronald Gläser

Ziehen wir die Kriegsrhetorik von Russen, Ukrainern und westlichen Politikern ab, so bleiben zwei große Gewinner des Konflikts um „Neurußland“: Wladimir Putin und Petro Poroschenko. Der Kremlchef kann wunderbar von den Problemen seines Landes ablenken. Rußland steht vor enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten – wegen seiner veralteten Industrie und seiner Abhängigkeit vom Rohstoffexport, der zur Zeit nicht so großartig läuft. Jetzt kann Putin alles auf die Sanktionen schieben und antiwestliche Ressentiments schüren, was ihm die Herzen der Russen zutreibt. Und er kommt aus dieser Nummer nicht mehr heraus, denn: Wenn die Separatisten morgen aufgäben, dann wäre dies mit einem enormen Gesichtsverlust für Putin verbunden.

Auf der anderen Seite der ukrainische Präsident Poroschenko. Niemand wagt es, ihn als den Oligarchen anzuprangern, der er ist. Alles schaut auf die Kämpfe in der Ostukraine, die aufzugeben unpatriotisch wäre. Also schart sich alles hinter dem Mann, der nicht weniger korrupt ist als Viktor Janukowitsch. Auch für ihn ist der Konflikt Gold wert.

„Wer von Politik vernünftige Entscheidungen erwartet, hat nicht begriffen, daß der Wille zur Macht stärker ist als jede Vernunft“, lehrte uns Roland Baader. Das hätte auf diesen Konflikt gemünzt sein können. Die Leidtragenden sind die vielen Kriegsopfer. Sie sind Kollateralschäden eines Schachspiels zweier Politiker mit übergroßem Ego.

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