© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/15 / 30. Januar 2015

Haltungsnote
Ein erstaunlicher Zusammenhang
Christian Rudolf

Schweden gilt laut dem Economist als das demokratischste Land der ganzen Welt. Das Volk entschied vor langem, die eigene Währung zu behalten. Die Leute wußten, warum: Die Banknoten der Schwedischen Krone zieren statt erfundener Tore und Brücken ins europäische Nirgendwo die Portraits berühmter Persönlichkeiten der eigenen Geschichte: Künstler, Wissenschaftler, Schwedenkönige.

Die Zentralbank gibt in diesem Jahr Banknoten mit neuen Motiven heraus und widmet den Fünfhunderter der Opernprimadonna Birgit Nilsson. Die 2005 verstorbene Sopranistin war in der Nachkriegszeit die weltweit führende Interpretin von Wagners Opern. Folglich schmückt den Entwurf eine Szene aus Wagners „Walküre“ mit der Nilsson als Brünhilde.

Nun haben gute Demokraten die richtige Meinung dazu: Opern- und Eurovision-Sängerin Malena Ernman findet, die Wagner-Szene ginge gar nicht: „Wagner ist einer der einflußreichsten Antisemiten der Geschichte.“ Es sei „erstaunlich“, „in der heutigen Situation“ einen Geldschein mit dem Stück eines „kontroversen Komponisten zu dekorieren“. Schließlich verbreite sich der Antisemitismus in Schweden zunehmend.

Ja, ganz erstaunlich, bestimmt liegt das an kulturbegeisterten Wagner-Fans!

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