© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/15 / 06. Februar 2015

Leserbriefe

Zu: „Ein Montag am Sonntag“ von Felix Krautkrämer, JF 6/15

Musik statt Argumente

Damals, als die DDR nicht mehr weiterwußte, gab es Brot und Spiele, unter anderem in der Form von „Rock für den Frieden“. Ältere werden sich erinnern.

Nunmehr treten namhafte Musiker und Sänger – ohne Gage – auf dem noblen Pflaster vor der Frauenkirche gegen Pegida auf. Da ohne Gage nicht automatisch kostenlos (im schlechten Deutsch: umsonst) heißt, werden die trotzdem entstehenden Kosten mittels Kredit vorfinanziert. So jedenfalls einer der Veranstalter im MDR-Fernsehen, der auf reichlich Spenden hofft, um das Spektakel im nachhinein zu finanzieren. Ein hochwertiges kostenloses Konzert ist für die Besucher „ein geldwerter Vorteil“, der vom Veranstalter zu versteuern ist. Hoffentlich wird das nicht bei aller „Weltoffenheit“ vergessen.

Dagegen kommen die Pegida-Leute auf matschiger (Cocker-)Wiese und, um häßliche Konfrontationen zu vermeiden, zu Ausweichterminen zusammen. Das weist auf eine rationale und friedliche Grundhaltung hin, ganz ohne Schaum vor dem Mund. Wie lange werden sich die Pegida-Demonstranten das noch bieten lassen? Auch sie sind das Volk! Wenigstens ein Teil davon. – Ob das kostenlose Konzert umsonst war, wird sich zeigen.

Hermann März, Ballószög/Ungarn

 

Klagegeschrei ohne Klang

Schon einige Wochen unternehme ich wöchentlich Stadtspaziergänge in Dresden. Diese werden manchmal, ähnlich dem Erschrecken in einer Geisterbahn, durch schrilles Geschrei gestört. Erschreckende Eiferer und Keiferer brüllen etwas, das wie „Dresden ist bunt“ klingt – allerdings ohne musikalischen Klang.

Wolfgang R. Korn, Dresden

 

 

Zu: „Das System Merkel beginnt zu bröckeln“ von Paul Rosen, JF 6/15

Eisbären gehören zur Wüste

Die Äußerung der Kanzlerin, der Islam gehöre zu Deutschland, ist historisch falsch und durch nichts zu belegen. Wolfgang Bosbach und Ministerpräsident Tillich haben ihr deshalb zu Recht widersprochen. Ebensogut könnte behauptet werden, daß Eisbären zur Wüste gehören. Auch die Schizophrenie mancher Politiker, die Meinungsfreiheit für Charlie Hebdo zu verteidigen, aber gleichzeitig die Demonstrationsfreiheit für Pegida in Frage zu stellen, ist bezeichnend für das gespaltene Demokratieverständnis abgehobener „Volksvertreter“. Daß linke Chaoten Pegida-Sympathisanten beleidigen und angreifen, wird von einem Teil der „Lügenpresse“ nicht thematisiert. Unsere Politiker sind inzwischen „volksfremd“ und stellen sich taub. Das ist die eigentliche Schande für Deutschland.

Jürgen Johannbroer, Simmern

 

 

Zu: „Bürgerrechte auf der Kippe“ von Michael Paulwitz, JF 5/15

Die Firma BRD wäre längst pleite

Manche Machenschaften der Etablierten erinnern eher an die Umtriebe krimineller Vereinigungen. Ich begreife nicht, warum hierzulande gefördert und hofiert wird, wer gegen deutsche Interessen wirkt. Wäre die Bundesrepublik eine Firma, dann wäre sie längst pleite, ihre Geschäftsführer säßen vermutlich wegen betrügerischen Konkurses hinter Schloß und Riegel. Das Recht und die Interessen der Deutschen bleiben mehr und mehr auf der Strecke. Ich bin stolz, Deutscher zu sein, aber schäme mich für diese Bundesregierung!

Heinz Mainz, Wegberg

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Lügenpresse“, JF 5/15

Erkenntnis dank Knechtschaft

Die Menschen in den „neuen“ Bundesländern dürften durch ihre jahrzehntelang erlittene Knechtschaft der sozialisitischen Diktatur eine viel größere Sensibilität für politische Verlogenheit besitzen als die saturierten Westdeutschen. Sie machen ihrem aufgestauten Unmut auf der Straße Luft und haben dafür meinen vollen Respekt.

Walter Heinsen, Stelle-Ashausen

 

Objektive Fehlanzeige

Pressefreiheit ist ein sehr hohes Gut. Erlebte und gelebte Demokratie wären ohne sie nicht möglich. Zur Pressefreiheit gehören Objektivität und Neutralität. Beides fehlt in den Massenmedien leider viel zu oft. Leser und Zuschauer spüren dies.

Josef Stadler, Bubenreuth

 

 

Zu: „Wieviel Lüge steckt in unsere Presse?“ von Ronald Berthold, JF 5/15

Problematische Voreinstellung

Treffend wird hier das Wirken der Medien beschrieben. Bei dem abgebildeten Foto scheint mir soviel sicher: Es wird beim Interview kaum darum gegangen sein, den Pegida-Anhänger zu verstehen, dessen Sicht herauszuarbeiten – eher darum, „entlarvende“ Aussagen zu erhalten, sein eigenes Urteil mit „authentischen“ Bildern zu bestätigen und zu verbreiten. Nicht darin besteht in erster Linie die Lüge, daß platt gelogen würde, sondern darin, daß fast alle Medien ein Bild verbreiten, das nicht der Wirklichkeit entspricht, das die Probleme unter den Teppich kehrt und das fern von der Wahrheit ist. Somit ist der Ruf „Lügenpresse“ berechtigt.

Dr. Rickmann Michel, Bad Freienwalde

 

 

Zu: „Menschenhandel als einträgliches Geschäft“ von Marc Zoellner, JF 5/15

Aufnahme ja, aber mit Infrarot

Mich wundert, daß es im Zeitalter von Internet, GPS und Infrarotaufnahmen nicht möglich sein sollte, auch gerade in Nordafrika die Schlepperbanden ausfindig zu machen. Ein dringliches Problem könnte damit teilweise gelöst werden. Hier wäre wirklich solidarisches Handeln der EU-Politiker gefordert.

Dr. Wolfram Euler, München

 

 

Zu: „Ein Mann des Krieges mit Schreibtalent“ von Heinz-Joachim Müllenbrock, JF 5/15

Literarische Bemäntelung

Der Artikel ist nur unter dem strengen Gesichtspunkt der literarischen Äußerungen Churchills zu sehen. Aus der Realität des Krieges muß man ihn zusammen mit seinem Luftmarschall Harris als Hauptkriegsverbrecher bezeichnen, dessen erklärtes Ziel die Tötung einer möglichst großen Zahl der deutschen Bevölkerung war. Hierzu hat Bomber-Harris eine Luftkriegsführung erdacht und in Experimenten erprobt, wie man in den Wohnvierteln der deutschen Städte einen Feuersturm erzeugen könne, der keinem der Bewohner eine Chance ließ, zu entkommen. Dabei wurden die Innenstädte, möglichst mit Fachwerkbauten, bevorzugt. So ergaben sich bei den Luftangriffen bis zu zwanzigtausend Tote, manches Mal mehr. Hinzu kommt die Jagd auf Menschen, die auf den Feldern arbeiteten, oder auf Kinder, die auf den Straßen spielten, durch die Tiefflieger.

Merkwürdigerweise wurden die großen Industrieregionen etwa im Ruhrgebiet verschont, obwohl sie aus der Luft gut erkennbar waren. Mein Vater, der Signalmonteur im Stahlwerk war, berichtete, daß bei den schweren Luftangriffen nicht eine Bombe auf das Werksgelände gefallen sei. Man wollte wohl die Industrieanlagen zur Demontage nach dem Kriege verschonen.

Durch die Angriffsbefehle auf Wohnviertel und auf einzelne Menschen wurden die Soldaten an den Kriegsverbrechen und den Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt. Mit der Bezeichnung der Deutschen als Bestien und Hunnen gab man wohl den Soldaten das Gefühl, recht zu handeln.

Horst Göbel, Niefern

 

 

Zu: „Grüne Vertreibung“ von Jörg Fischer, JF 4/15

Irrsinnige Energiewende

Dank für diese Kolumne, denn es kann nicht oft genug auf die schlimmen Auswirkungen der irrsinnigen Energiewende zum fragwürdigen Schutz des Klimas vor dem von uns gemachten CO2 hingewiesen werden. Klima ist nach Übereinkunft der Mittelwert des Wetters über einen Zeitraum von 30 Jahren. Wer also das Klima nach seinen Vorstellungen ändern will, muß zunächst das Wetter steuern können.

Das ist unserer Regierung mit ihrer Klimakanzlerin bisher nicht gelungen. Klimaschutz ist kein Umweltschutz! Bisher hat er die Umwelt nur geschädigt.

Dr. med. habil. K.-Jürgen Amthor, Meiningen

 

 

Zu: „Rätselraten an der Spree“ von Paul Rosen, JF 3/15

Mißachtung legitimer Anliegen

Wenn eine „unheilige Allianz“ von Parteien aller Couleur mit der Kanzlerin an der Spitze, den Kirchen, Gewerkschaften und der geballten Macht der Medien an einem Strang zieht, dann stimmt mit Sicherheit etwas nicht. Ich bin fast 80 Jahre, Vater von vier Kindern und fünf Enkeln. Ich habe in meinem ganzen Leben bei den Landtags- und Bundestagswahlen nie etwas anderes gewählt als die CDU und habe mich als Lehrer bemüht, die demokratischen Regeln und die Fairneß hochzuhalten. Wenn ich jetzt das ganze Szenarium anschaue, beschleicht mich ein großes Unbehagen über die Mißachtung legitimer Anliegen. Ich habe aus Vernunftgründen etwas dagegen, die „Scheunentore“ für alle möglichen Flüchtlinge zu öffnen. Wir können nicht das Sozialamt für die ganze Welt sein. Das wäre Hochmut und nicht Menschenfreundlichkeit und würde uns letzten Endes plattmachen.

Als Christ bemühe ich mich, jeden Menschen ohne Ausnahme zu achten und auch zu lieben, wie es uns der Herr geboten hat. Aber ich wehre mich, von den „Gutmenschen“ als „Unmensch“ oder „Hetzer“ betrachtet zu werden. Diese „Toleranzapostel“ sind durch die Bank sehr intolerant und nicht zimperlich anderen gegenüber, die nicht ihre Meinung vertreten.

Helmut Schneider, Bruchsal

 

Vor allem unglaubwürdig

Die Berliner Politik, nicht zuletzt Kanzlerin Merkel, reagiert ratlos und gereizt auf die andauernden Proteste in Dresden und anderen Städten und signalisiert, daß sie sich den Herausforderungen von Pegida und der Alternative für Deutschland nicht stellen will und glaubt, sie durch Verleumdung bekämpfen zu können.

Worum geht es Pegida? Ist es nur, wie die Bundeskanzlerin unterstellt, ein Kampf gegen die Islamisierung Deutschlands und Europas und gegen den übergroßen Zustrom von Flüchtlingen? Hinsichtlich der Islamisierung Deutschlands gibt es Entwicklungen, die jeden Anhänger unserer Rechtsordnung mit Besorgnis erfüllen müssen. Der größte Teil der Moscheen in Deutschland werden von der Ditib, der staatlichen türkischen Religionsbehörde, die die Imame besoldet und ihnen Texte für das Freitagsgebet vorschreibt, von Milli Görüs und der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland, das heißt den Muslimbrüdern, betrieben. Sie verfolgen nicht die Integration ihrer Anhänger in die deutsche Gesellschaft und die Anerkennung unserer demokratischen Rechtsordnung, sondern eine Bewahrung und Ausbreitung des mittelalterlichen Islams und seiner in der Scharia festgelegten Rechtsordnung. Daß das bei Deutschen Ängste verursacht, ist nur natürlich. Damit müßte sich die Politik unvoreingenommen auseinandersetzen und sie nicht durch Aussagen, wie die, der Islam gehöre zu Deutschland, noch verstärken.

Bei Pegida geht es aber vor allem auch um die Unglaubwürdigkeit der etablierten politischen Parteien und der Medien, um die verantwortungslose Rettungsschirmpolitik, die Erodierung der Alterssicherung sowie der Sparguthaben durch die Niedrigzinspolitik der EZB, die unzureichende innere Sicherheit, den fortschreitenden Verlust der nationalen Identität, eine unvorbereitete Energiewende mit immer weiter steigenden Strompreisen und die Politische Korrektheit, die die Diskussion wichtiger politischer Probleme unterbindet.

Joachim Koch, Höhenkirchen

 

 

Zu: „Gegen die Arroganten“ von Michael Paulwitz, JF 2/15

Narzißtische Störungen

In der Politik finden sich zunehmend Vertreter, die besonderen Wert darauf legen, wichtig zu sein, großartig und vorbildlich dazustehen. Psychologen sehen hierin ein grassierendes Phänomen narzißtischer Störungen. Für entsprechende Pathologien spricht, daß die deutsche Politik sich überwiegend mit eigenen Ideen und Erfolgen beschäftigt und Problematisches ausblendet. Die damit fahrlässig erzeugten Vertrauenskrisen zeigen sich in Wahlmüdigkeit wie auch im Aufbegehren. Zugleich fällt auf, daß sich Politiker immer weniger über ihre Versprechen definieren wollen und offensichtlich politische Ämter bevorzugt zur eigenen seelischen Stabilisierung anstreben. Im Gegensatz zur eingebildeten Großartigkeit bringen narzißtische Persönlichkeiten dem, was andere bewegt, eher wenig entgegen; oft erkennen wir sogar Geringschätzung, wenn aktuell von Unerfahrenheit, diffusen Ängsten oder Hinterwäldlertum etwa in Dresden die Rede ist.

Als wichtigste Ursache für entsprechend hilflose politische Reflexe ist das Bedrohungsgefühl von Narzißten zu sehen. Sie sind sich ihrer selbst nicht sicher und können deshalb auch nicht offen, fair, respektvoll und freundlich sein. Für solche Politiker mutieren die Vertreter anderer Meinungen sofort zur Bedrohung, die eigene Unzulänglichkeiten und Schwächen bloßstellen könnte.

Wenn Politiker in dieser Form bedrängt und ratlos sind, dann ist Irrationalität stärker als Logik und Vernunft. Das Schrödersche Paradewort „basta“ und die Merkelschen Einlassungen „alternativlos“ sind typische Belege dafür, daß politische Ratlosigkeit oft in politische Sackgassen führt. Jeder Mensch weiß, daß es immer Alternativen gibt.

Aus Studien zur Konfliktpsychologie ist unstrittig bekannt, daß Menschen, die blasse oder keine Argumente haben, intuitiv in den Kampfmodus wechseln. Wenn ihnen schon nichts Plausibles einfällt, dann wollen sie wenigstens ihre gespielte Position der Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit ganz in Anlehnung an inflationär bekanntes „Yes we can“ verteidigen. Wie wäre es, wenn Politiker mal versuchten, nicht recht zu haben, aber zum Nachdenken anregen wollten?

Dr. Hans-Jörg Pöttrich, Potsdam

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