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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/15 / 13. Februar 2015

Frank Salter. Der Verhaltensforscher eckt mit politisch unkorrekten Thesen an
Der Geheimtip
Andreas Vonderach

Die Bücher des australischen Verhaltensforschers Frank Salter gelten hierzulande als Geheimtip. Zwar wurde noch keines ins Deutsche übersetzt, sie sind jedoch eine Fundgrube für jeden, der sich mit dem Multikulturalismus auseinandersetzt.

Geboren 1953 in Sydney, studierte Salter zunächst Politikwissenschaft. Bald jedoch kamen ihm Zweifel an deren rein sozialwissenschaftlichen Erklärungsmodellen, und er wandte sich der biologischen Verhaltensforschung, der Ethologie, zu. Ein Graduiertenstipendium brachte ihn 1991 an die von Irenäus Eibl-Eibesfeldt geführte Forschungsstelle für Humanethologie im oberbayerischen Andechs. Aus dem Stipendium wurden schließlich zwanzig Jahre. Zudem hatte Salter Lehraufträge an der Universität von Utah und am Birkbeck College in London inne.

Trotz weitgehender Ausgrenzung aus dem akademischen Leben finden Salters Thesen inzwischen weltweit Beachtung. Zu seinen wichtigsten Büchern gehören „On Genetic Interests“ aus dem Jahr 2003 und „Welfare, Ethnicity & Altruism“ von 2004.

Salters wissenschaftlicher Ansatz besteht in der konsequenten Anwendung des Grundprinzips der Soziobiologie auf Unternehmen, Gesellschaften und Staaten – nämlich daß das Verhalten des Menschen auf die Erhaltung seiner Gene abziele. Zum soziobiologischen Konzept gehört das Prinzip der Verwandtenselektion, das heißt: Der Mensch unterstützt instinktiv seine Verwandten in dem Maße, wie er gemeinsame Gene mit ihnen teilt. Zu den Verwandten im weiteren Sinn gehören allerdings auch die Angehörigen der eigenen ethnischen Gruppe – und hier wird es politisch brisant. Es gehört also zum unbewußt handlungsleitenden „genetischen Interesse“ eines jeden, sich für seine Stammesgenossen einzusetzen und deren Interessen gegenüber anderen Ethnien zu vertreten. Allerdings, so schränkt Salter ein, handle es sich dabei nur um einen vergleichsweise schwachen Antrieb, der von kulturell geprägten Mustern leicht überlagert werde.

Gleichwohl sei somit in ethnisch gemischten Gesellschaften der soziale Streß größer, sie seien stärker von Konflikten und Kriminalität geprägt. Die moderne Demokratie, der Rechts- und Sozialstaat gründeten dagegen auf dem gegenseitigen Vertrauen, das sich in ethnisch homogenen Gesellschaften entwickeln konnte.

Der westliche Multikulturalismus, stellt Salter fest, sei ein Elitenprojekt, das diese mit Unterstützung der an Einwanderung interessierten Wirtschaft gegen die Interessen der Mehrheitsbevölkerung durchsetzen. Dies sei folglich nur dank zunehmendem Einsatz undemokratischer Mittel und Meinungszensur möglich. Salter kritisiert jedoch nicht nur, er hat auch das Konzept eines echten Multikulturalismus entworfen – „Universal Nationalism“ genannt –, das die Leitkultur der Nationen und ihre Interessen achtet, anstatt sie als ein zu überwindendes Problem anzusehen.