© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/15 / 13. Februar 2015
Die Euro-Krise lädt zur Devisen-Spekulation ein Black Wednesday“, das war jener 16. September 1992, an dem George Soros die Bank of England (BoE) bezwang und ein Milliardenvermögen einstrich. Der US-Investor hatte die Überbewertung des Pfunds erkannt. Spekulanten nahmen Pfund-Kredite auf und tauschten sie in Devisen wie die D-Mark um. Die BoE hielt mit Stützungskäufen und Zinserhöhungen dagegen – vergeblich: Großbritannien verließ nach nur zwei Jahren das Europäische Währungssystem (EWS), die Vorstufe zum Euro. Das Pfund wertete zweistellig ab. Spiegelverkehrt verlief die jüngste Franken-Aufwertung: Wer rechtzeitig Euro in Franken wechselte, konnte sich am 15. Januar über zweistellige Gewinne freuen (JF 5/15). Der künstliche Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro, der die Schweizerische Nationalbank zig Milliarden kostete, ist Geschichte – doch es gibt weitere Pseudokurse, etwa den der Dänischen Krone. Die Dänen stimmten zwar 1992 gegen den Maastricht-Vertrag und 2000 gegen den Euro-Beitritt – dennoch ist die Krone seit 1999 über den EWS-Nachfolger Wechselkursmechanismus II (ERM II) an den Euro gebunden. Zuvor war die Krone zwei Jahrzehnte faktisch an die D-Mark gekoppelt, aber der schwindsüchtige Euro ist längst nicht so hart wie die Mark: Um den Leitkurs von 7,46 Kronen pro Euro zu halten, wendet die Dänische Nationalbank inzwischen Milliarden auf, Negativzinsen sollen Spekulanten abschrecken. Doch nicht nur Hedgefonds blicken nach Kopenhagen, auch Euro-Sparer fragen sich: Wohin mit dem Geld, nachdem das Franken-Schlupfloch verstopft ist? Daß Dänemark unter europhiler Führung den ERM II kurzfristig verläßt, ist nicht zu erwarten – doch Geduld könnte sich auszahlen, wie die Tschechische Krone beweist: Wer 1999 der Tschechischen Nationalbank (ČNB) statt der EZB vertraute, erlebte eine Aufwertung um 25 Prozent. Wer seine D-Mark in Gold getauscht hat, kann sich sogar über die zehnfache Rendite freuen. |