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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/15 / 13. Februar 2015

Meldungen

Geographie: Landschaft mit der Seele gesucht

Leipzig. Wie in allen kulturwissenschaftlichen Disziplinen so bildete sich auch in der stark naturwissenschaftlich gebundenen deutschen Geographie nach 1900 ein „antipositivistischer“ Affekt aus. Man wendete sich, wie Boris Michel (Uni Erlangen) anhand einschlägiger Texte von Friedrich Ratzel bis zu Siegfried Passarge und Alfred Hettner darlegt (Berichte. Geographie und Landeskunde, 1/2014), gegen die Gefahr der Spezialisierung und gegen mathematisch basierte, praxisorientierte Methoden, die „Einheit“ wie „Seele“ der Landschaft in unwichtige „Einzelheiten“ zerlegten. Im „Jargon der Romantik“ hätten Geographen daher neu sehen gelernt, um sich mit einer jenseits reiner Wissenschaft gelegenen „holistischen Konzeption“ gegen die von ihrem Zeitgenossen Max Weber beklagte „Entzauberung der Welt“ zu wehren. Damit hätten sie jedoch ein geographisches Wissen produziert, das im individuellen Forschererlebnis wurzelte und äußerst instabil gewesen sei. Denn die ästhetische Erfahrung von „Ganzheit“ sei intersubjektiv nur begrenzt kommunizierbar und technisch schlecht objektivierbar gewesen. (wm)

www.deutsche-landeskunde.de

 

Untergang Roms: Lauter Städte in präkerer Lage

GÖTTINGEN. Über die Auslöser der Krise, in die das Römische Reich ab dem dritten Jahrhundert schlitterte, ist schon viel spekuliert worden. Das hinderte Bryan Dermody von der Universität Utrecht und dessen Kollegen jedoch nicht daran, eine weitere Theorie zu formulieren, deren Kernaussagen folgendermaßen lauten: Je mehr das Imperium in immer neue Räume expandierte, um so häufiger errichteten die Römer ihre Städte auch in Regionen, in denen das unmittelbare Umland nicht für die Landwirtschaft taugte (Hydrology and Earth System Sciences, 12/2014). Das konnten sie riskieren, weil eine ausgefeilte Logistik zur Versorgung der urbanen Neugründungen über kurze und mittlere Distanzen existierte. Allerdings nützte diese Logistik nichts mehr, als es zu großräumigen Ernteausfällen kam, welche möglicherweise aus Klimaschwankungen resultierten. Jetzt nämlich wurden die Transportwege so lang, daß sich die Nahrungsmittel extrem verteuerten, was letztlich zur Abwanderung aus den Städten mit prekärer Lage führte. (wk)

www.hydrology-and-earth-system-sciences.net

 

Erste Sätze

Nichts dürfte überflüssiger sein als ein neues Buch über Goethe.

Georg Brandes: Goethe, Berlin 1922

 

Historisches Kalenderblatt

14. Februar 1990: Der sowjetische Geheimdienst KGB veröffentlicht eine Untersuchung über die Verbrechen des Diktators Josef Stalin. Danach wurden allein zwischen 1930 und 1933 über 750.000 Menschen als „Staatsfeinde“ erschossen.