© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/15 / 20. Februar 2015

Rückblick auf 150 Jahre Wehrmedizin: Nicht systemtragend in der NS-Zeit
Nur ein bißchen Menschenversuche
(ck)

Im Januar 1865 begann die „Berliner militärärztliche Gesellschaft“, die sich 1864 zunächst als geselliger Verein konstituiert hatte, Ernst zu machen und zu wissenschaftlichen Vorträgen einzuladen. Seitdem entwickelte sie sich zur Zentralinstanz für die fachliche Weiterbildung von Militärärzten. 1927 umbenannt in Deutsche Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie, 1954 neugegründet als Vereinigung ehemaliger Sanitätsoffiziere und 1973 wieder auf den Namen von 1927 zurückgreifend, feierte das Mittelding zwischen Standesorganisation und Fachgesellschaft jüngst seinen 150. Geburtstag. Wie Oberfeldarzt Ralf Vollmuth vom Potsdamer Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam – bis 2012 Militärgeschichtliches Forschungsamt MGFA – in historischer Rückschau resümiert, müsse man die Tradition auch ab 1933 keineswegs verleugnen. Nach momentanem Forschungsstand sei festzuhalten, daß die Mitgliederschaft, abgesehen von wenigen Luftwaffenärzten, die im KZ Dachau Humanexperimente durchführten, nicht „tiefer in die Medizinverbrechen des ‘Dritten Reiches’ verstrickt“ gewesen sei (Wehrmedizinische Monatsschrift, 10-11/2014). Ebensowenig hätten „systemtragende“ Sparten wie Erbbiologie, Eugenik und Rassenhygiene bei ihren Veranstaltungen bis 1945 eine Rolle gespielt.

www.wehrmed.de

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