© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/15 / 20. Februar 2015

Frisch gepresst

Ernst Nolte. Das wirkungsmächtigste Buch Ernst Noltes ist zweifellos „Der Faschismus in seiner Epoche“ (1963). Den Überbleibseln alteuropäischer Gelehrsamkeit zwischen Dahlem und Princeton imponierte hingegen am meisten „Marxismus und Industrielle Revolution“ (1983). „Der europäische Bürgerkrieg“ (1987) entfachte dann allerdings, kurz vor dem Untergang der Bonner Republik, einen Medienorkan, der den bedeutendsten deutschen Historiker nach 1945 über Nacht als „Revisionisten“ aus der Zunft eliminierte. Folglich provozierte die Summa des Berliner Geschichtsdenkers, 1998 erschienen unter dem Titel „Historische Existenz“, im gleichgeschalteten BRD-Diskurs nur noch Pawlowsche Speichelflüsse. Nun aber erhält die Anti-Nolte-Einheitsfront mit der Wiederauflage des Opus eine zweite Chance, sich einzuüben in kritische Reflexion. Als Appetitanreger genügen wenige Zeilen zur Französischen Revolution. Nolte erinnert hier daran, daß die universalistische Zivilreligion der „Menschheit“ 1789 in Paris mit einer – im Nahen Osten seit 2014 übrigens wieder sehr in Mode gekommenen – Terrorvariante anhob: dem Abschlagen der Köpfe der Bastille-Besatzung. Ähnlich scharfe, genuin aufklärerische Dialektik prägt den Text in einer Weise, die – um mit einer typisch-untertreibenden Wendung des Autors zum intensiven Studium anzustacheln – „nicht wenige“ Kapitel zur lohnenden Lektüre werden lassen. (wm)

Ernst Nolte: Historische Existenz. Zwischen Anfang und Ende der Geschichte? Lau-Verlag, Reinbek/München 2014, gebunden, 765 Seiten, 39,80 Euro

 

DDR-Grenzer. Der frühere Deutschlandfunk-Redakteur Peter Joachim Lapp, Anfang der sechziger Jahre politischer Gefangener des SED-Regimes, ist in der Historiographie des „Arbeiter- und Bauernstaates“ zu einer festen Größe gereift. An der Fülle publizistischer Darstellungen zur DDR-Militärgeschichte hat er selbst einen erklecklichen Anteil geschaffen. Ein Desiderat hat Lapp dabei bei der Offiziersausbildung der Grenztruppen erkannt, was er flugs mit seinem Buch über diese „Kaderschmiede“ schloß. Sein Werk analysiert – ergänzt mit persönlichen Schilderungen von vier Offizieren der DDR-Grenztruppen – Geschichte, Strukturen und Lehrbetrieb dieser Anstalt, die nach über zwanzig Jahren im vogtländischen Plauen 1984 nach Suhl verlegt wurde. (bä)

Peter Joachim Lapp: Offiziershochschule „Rosa Luxemburg“. Kaderschmiede der DDR-Grenztruppen. Helios Verlag, Aachen 2014, gebunden, 177 Seiten, 22 Euro

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