© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/15 / 27. Februar 2015

Aufgeschnappt
Schwer vermittelbar
Matthias Bäkermann

Im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg gibt es die John-Schehr-Straße, benannt nach dem früheren Stellvertreter des KPD-Führers Ernst Thälmann. Dort besuchen 262 ABC-Schützen die Turnvater-Jahn-Grundschule, benannt nach dem Pädagogen, antinapoleonischen Befreiungskämpfer und späteren Paulskirchenabgeordneten Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852).

Doch sowohl die Schulleitung als auch der Bezirk „schämen sich für den Namenspatron“, wie am vergangenen Dienstag der Berliner Kurier meldete, wohlgemerkt für Jahn und nicht für Schehr. Zu „altbacken“, klagt Direktorin Katja Dellas, weil dessen Biographie zudem „sehr national geprägt“ sei: „Das paßt nicht zu uns.“ Also hat die seit 2013 dort tätige Pädagogin einen Entscheid forciert, die Schule umzubenennen. Auch die zuständige Schulstadträtin, Lioba Zürn-Kasztantowicz, bekräftigt Dellas’ Entscheidung. Jahns Persönlichkeit werde als zu „zwiespältig und für die Grundschulkinder als schwer vermittelbar wahrgenommen“, meint die SPD-Politikerin. Ab dem 20. März wird die sport-orientierte Grundschule nun also „Bötzow-Schule“ heißen, wie eine benachbarte Straße. Diese wiederum wurde nach Julius Bötzow benannt – einem Berliner Bierbrauer.

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