© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/15 / 27. Februar 2015

Ohne Leitung gut verbunden
Damit die Datenpakete in jedes Zimmer finden: Kabelloses Internet will gekonnt sein
Heiko Urbanzyk

Längst vorbei sind die Zeiten, in denen das Computerzimmer in der Wohnung zwingend dort gelegen war, wo beim Hausbau die Anschlußbuchsen für Telefon und Internet verlegt wurden. „Wireless Local Area Network“ (WLAN), also kabelloses Internet, ist in weit über 70 Prozent aller deutschen Haushalte technischer Standard. Ob im Wohnzimmer, Eßbereich oder Garten: Der WLAN-verbundene Klapprechner auf dem Schoß ermöglicht den Zugriff auf das weltweite Netz überall.

Mit WLAN-Relaisstation die Funkreichweite verdoppeln

Die Geschwindigkeitsraten des Netzes hängen von der Art des Zugangs im Hause ab. Glasfaserkabel und das klassische Breitbandfernsehkabel ermöglichen Übertragungsraten von bis zu 200 Mbit/s. Dies hängt von der Region und dem Anbieter ab. Deutlich langsamer geht es mit dem alten DSL-Kupferkabel (Digital Suscriber Line) und der Kupfer-Glasfaserkabel-Kombination VDSL (Very High Speed DSL) mit 16 beziehungsweise 50 Mbit/s.

Mit LTE-Funk (Long Term Evolution) der Kategorie 4 sind bei Telekom und Vodafone 150 Mbit/s möglich, schwärmte das Computermagazin Chip im letzten Jahr. Dies allerdings nur in sehr wenigen Städten und mit monatlich begrenzter Datenmenge. In gerade einmal 26 Städten konnte ein Chip-Test die mittlere Downloadgeschwindigkeit von 100 Mbit/s feststellen. Üblich sind eher 40 Mbit/s. Das alles mag einem Smartphonebesitzer mit hohem Internetbedarf reichen – für die eigenen vier Wände ist LTE keine gute Lösung.

Geradezu mittelalterlich ist der Internetempfang über Satellit. Wie beim Satellitenfernsehen werden die Daten durch Erdtrabanten übermittelt. Diese Technik sollte nur in Erwägung ziehen, wer in der Pampa wohnt und keinerlei Breitbandkabel im umgebenden Erdreich hat. Freilich, wer derart abgeschieden wohnt, wird für jede noch so schlechte Verbindung zur Außenwelt dankbar sein.

Vor einem Leistungsverlust anderer Art bei der heimischen WLAN-Übertragung warnt das Bausparermagazin Wohnglück in seiner aktuellen Ausgabe. „Mauern, insbesondere aus Stahlbeton, aber auch Wasserleitungen und sogar Pflanzen schirmen WLAN-Funkwellen ab und reduzieren deshalb Höchstgeschwindigkeit und Reichweite“, ist in Ausgabe 1/15 zu lesen. Neubauten seien in der Regel funkwellenfreundlicher als Altbauten. Bauherren sollten bei der Planung von vornherein eine leistungsfähige Internetversorgung genauso wichtig nehmen wie Strom, Gas und Wasser.

Wer Funkstörungen hat, lautet die Empfehlung, kann auf halbem Weg zwischen WLAN-Router und Endgerät eine Funkrelaisstation (Repeater) installieren, um das Signal zu verstärken. „Allerdings reduziert die ‘Auffrischung’ des Funksignals seine Datenrate auf etwa die Hälfte.“ Ärgerlich! Wer bessere Ergebnisse wünscht, muß doch auf das gute alte Kabel zurückgreifen. Vom Hauptanschluß wird ein Kabel zum Beispiel in das nächste Stockwerk verlegt und dort ein weiterer WLAN-Router angeschlossen.

Eine Sorte Kabel durchzieht in modernen Häusern jedes Zimmer: die Stromleitung. Internet über die Steckdose ist mit einem Powerline-Netzwerk noch einfacher – mit einem schnell eingerichteten Powerline-Datenadapter kommen die Signale in jede Ecke jedes Zimmers. Neue Stromleitungen leiten je nach zu überbrückender Distanz zwischen 100 und 200 Mbit/s durch. Damit lassen sich sogar Videosignale in guter Qualität hausintern übertragen.

Foto: WLAN-Router reduziert Kabelsalat: Funkwellen können von Mauern, Türen und sogar Pflanzen gestört werden. Abhilfe schafft ein Powerline-Adapter (o.), der die Signale über die Stromleitung führt

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