© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/15 / 06. März 2015

Jurastudium in die Fachhochschulen auslagern: In erster Linie Rechtshandwerker
„Vom Bildungsmüll befreit“
(wm)

Nach kaum einem Monat sei die Neugier bei vielen Erstsemestern schon erloschen. Allzu früh gehe es, wie der Zivilrechtler Peter Oestmann (Münster) beklagt, allein um „Examensrelevanz“. Auch die Rechtswissenschaften gestatten eben keine Orientierung am klassischen Bildungsideal des 19. Jahrhunderts, als Praxisferne noch kein Vorwurf, sondern eine Selbstverständlichkeit gewesen sei (Forschung&Lehre, 1/2015). Wer heute Jura wählt, den erwarte ein starr strukturiertes Studium, engmaschig vorgegebene Leistungskontrollen, eine zur handwerklichen Präzision getriebene Technik der Fallösungen. Für Blicke über den fachlichen Tellerrand hinaus fehle die Zeit. Diese starke Fixierung auf Abschlußklausuren komme in erster Linie Rechtshandwerkern zugute. So falle „Bildung“, selbst auf dem Niveau minimaler Allgemeinbildung, durch die Maschen des universitären Massenbetriebs, denn für die Wissenschaft interessiere sich nur eine Minderheit. Dieses Dilemma lasse sich leider nicht schönreden. Eine Lösung könnte die Auslagerung des Jurastudiums in die Fachhochschulen bieten. Dort werde das Gros der Studenten vom „Bildungsmüll“ restlos befreit. Die exklusive Minderheit, die sich mit den Hintergründen von Recht und Gerechtigkeit befassen wolle, dürfe auf der Universität bleiben.

www.forschung-und-lehre.de

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