© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Blick in die Medien
Mauschel, mauschel
Tobias Dahlbrügge

Der NRW-Landesleiter der dpa, Jürgen Hein, wechselt in die Düsseldorfer Staatskanzlei: Er wird Berater von Staatssekretär Marc Jan Eumann im Ministerium für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien. Hein gilt laut Laudatio seines Chefredakteurs als „exzellenter Kenner der Medienszene“. Die dpa kommentiert seinen Weggang: „Er geht nicht weg, sondern nur woandershin.“

Nun ja. Der Glaubwürdigkeit der Qualitätspresse ist damit eher nicht gedient. Medienleute, die heute als Journalisten und morgen als Pressesprecher in Ministerien arbeiten, können dem guten Ruf der sogenannten vierten Gewalt schaden. Der Vertrauensentzug für die Leitmedien durch den Mann auf der Straße kommt ja nicht von ungefähr.

Uwe Krüger von der Uni Leipzig hatte vor zwei Jahren in dem Buch „Meinungsmacht“ den „Einfluß von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten“ nachgezeichnet. Er kam zu dem Ergebnis, daß es eine zu große Nähe zwischen Politikern und Journalisten gibt.

Die Verflechtung führe dazu, daß Journalisten die Perspektive der Entscheider übernähmen.

Der Buchautor kritisierte die „Konformität der journalistischen Inhalte mit der Eliten-Diskussion“. Er schrieb, daß die führenden Journalisten, die in den Leitmedien Meinungen prägen, viel zu eng mit den Eliten kuscheln würden, um noch unabhängig zu berichten.

Das Problem: Die Verflechtung führe dazu, daß Journalisten die Perspektive der Entscheider übernähmen und die Eliten andererseits nur solche Journalisten zu Hintergrundtreffen einladen, die ihre Sichtweise teilen.

Die exzellenten Szenekenntnisse von Hein sollen nun also der rotgrünen Landesregierung zugute kommen. Kein Zufall, daß Medienforscher Krüger von „Mauschelei und Hofberichterstattung“ spricht. Kaum daß der Fall Hein bekannt wurde, da taucht schon ein neuer auf: Bayerns Finanzminister Markus Söder hat einen neuen Kommunikationschef: Michael Backhaus. Sein früherer Job: Chefredakteur der Passauer Neuen Presse.

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