© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Rettet unsere Schule!“, JF 11/15

Fächer ohne Fachkenntnissse

Ist die Schule überhaupt noch zu retten? Was mit der Diskreditierung der Haupt- und Realschule begann, trifft nun das Gymnasium. Doch auch die Grundschule bleibt nicht verschont. Hier gibt es Schreiben nach Gehör unter Vernachlässigung der Rechtschreibung, Verzicht auf Übungsdiktate und Noten, Einführung der Blockschrift anstelle der Schreibschrift, jahrgangsübergreifenden Unterricht, falsch verstandene Individualisierung, Inklusion (Abschaffung der Sonderschulen), „Gender Mainstreaming“ usw. usf. Und das alles im Zeichen einer sich fortschrittlich gebenden „Pädagogik“!

So geht es weiter in den weiterführenden Schulen. Weitgehende Öffnung des Gymnasiums für weniger Geeignete, Abschaffung des Sitzenbleibens, daher Absenkung des Leistungsniveaus. Lehrpläne werden zu Leerplänen im Rahmen der Kompetenzorientierung, und ein fächerübergreifender Unterricht kommt ohne Fachkenntnisse aus. Das Abitur für alle führt im Ergebnis zu hohen Quoten von nicht Studierfähigen und Studienabbrechern. Das ist die neue, heile Welt der rot-grünen Schulpolitik: Halbbildung auf breiter Front.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zu: „Gut gedacht“ von Björn Schumacher, JF 11/15

Pflicht zur Anzeige

Terroristen leben nicht in Zelten oder kommen mit dem Raumschiff. Ihre Mentalität und ihr Verhalten ist den friedliebenden Muslimen bekannt. Wenn Islam und „Islamismus“ nichts miteinander zu tun haben, ist es die Pflicht der friedliebenden Muslime, Terroristen zu identifizieren.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen

 

 

Zu: „Die Abgeordneten kapitulieren“ von Paul Rosen, JF 11/15

Ein schwarzer Freitag für Europa

Noch dieses Jahrzehnt sollte den 32 Euro-Rebellen im Deutschen Bundestag, die am Freitag, dem 27. Februar 2015, das Hilfsprogramm für Griechenland ablehnten, eine Gedenktafel im Berliner Reichstagsgelände errichtet werden! Hier folgte eine kleine Minderheit ihrem Gewissen, ihrer Vernunft, ihrem Gefühl für Würde und Anstand und stemmte sich damit gegen ihre Einpeitscher, gegen eine dreiste Truppe von Täuschern und Tricksern, die – in großer Mehrheit – den Willen ihrer Wähler eindrucksvoll ignorierte.

Bereits im März 2010 hatte die Bundeskanzlerin verkündet, daß diese Art von Hilfe „alternativlos“ sei. Fehler einzugestehen fällt vor allem Politikern besonders schwer. Doch solche schlechten Beispiele verderben die Sitten. Diesmal ging es angeblich wieder um den Frieden und den Zusammenhalt in Europa. In Wirklichkeit war dieser 27. Februar ein schwarzer Tag für Europa und den Euro, der dank des Herrn „Draghiavelli“ immer mehr zu einer mediterranen Weichwährung mit unabsehbaren Folgen verkommt. Der Euro spaltet Europa mehr als er vereint, er macht die Deutschen in Europa nur noch unbeliebter. Zu Recht antwortete Anfang Februar des Jahres Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank, im Bayerischen Rundfunk auf die Frage nach der Zukunft des Euro: „Die Frage ist nicht, ob der Euro scheitert, sondern wann.“ Auf diese Frage wiederum antwortete jüngst Gunnar Beck, prominenter Jurist in England und Berater des britischen Unterhauses, kurz und knapp: „Bis Deutschland ruiniert ist.“

Rudolf Jansche, Wilhelmsfeld

 

 

Zu: „Diesmal bleibt die Bundesregierung hart, versprochen“ von Ronald Gläser, JF 11/15

Neuer Einsatz, neues Spiel

Mehrmals mußten die Finanzminister von 19 Staaten nach Brüssel hasten, das deutsche und andere Parlamente mußten in Eilabstimmungen einem schwammigen Papier zustimmen, das wiederum den griechischen Politfrevlern aus den Fingern gesogen werden mußte – alles, um ihnen milliardenschwere Morgengaben darreichen zu dürfen. Nach vier Monaten wird sich dieses makabre Spiel mit Sicherheit wiederholen – nur weil ein paar starrköpfige Polithasardeure ihr Gesicht nicht verlieren dürfen.

Erich Drosen, Oberschleißheim

 

 

Zu: „Pankraz, Wolfgang Defort und das Kirchenasyl“, JF 11/15

Ganzer Gastgeber gefordert

Pankraz beklagt zu Recht das Kirchenasyl. Dem wäre durch eine Novellierung abzuhelfen. Die Polizei stellt die Identität (Fingerabdruck etc.) der Kirchenasylanten fest. Diese werden registriert und ab sofort werden alle Kosten wie Unterhalt, medizinische Versorgung, Hartz IV und dergleichen von der Kirche übernommen, die ihnen „Kirchenasyl“ gewährt hat. Wie ich die Kirche kenne, findet die schnell eine gute Begründung, warum sie in Zukunft kein Kirchenasyl mehr gewähren kann.

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken

 

 

Zu: „Zeit für eine Reformation“ von Dieter Stein, JF 10/15

Ein neuer Luther auf dem Weg

Bremen ist weniger bunt als vielmehr blutrot. Ein neuer Luther ist auf dem Vormarsch und wird die Gotteslästerer vertreiben, den Zehn Geboten wieder Geltung verschaffen, der Parteipolitik abschwören und stattdessen die Seelsorge in den Fokus stellen.

Gerd Manfred Gabler, Lübbecke

 

Gauck guter Grund zum Rückzug

Ebensogut wie Pastor Latzel ein Grund ist, noch Mitglied in der evangelischen Landeskirche zu bleiben, wie es im Kommentar heißt, könnte auch das Gegenteil behauptet werden: Weil es Pastoren wie den heutigen Bundespräsidenten Joachim Gauck gibt, müßte man aus der Landeskirche austreten.

Alban Hirsch, Lauf-Neunhof

 

 

Zu: „'Die Angriffe sind absurd'“, im Gespräch mit Olaf Latzel, JF 10/15

Fehlende Kenntnis der Urkirche

Bremens Pastor Latzel hat manches Gute zur Verteidigung des Christus-Glaubens gesagt. Doch sein Ausdruck „Reliquiendreck“ verrät, daß er die Urkirche zu wenig kennt. Vom Martyrer-Bischof Polykarp († 156), einem Apostelschüler, heißt es, daß seine Überreste für kostbarer als Gold oder Edelsteine galten. Der Leib ist Christen „Tempel des Heiligen Geistes“ und zur Auferstehung berufen. Deshalb sind in jeden Altar einer katholischen Kirche durch Urkunde beglaubigte Reliquien eingelassen (Ambrosius, 386). Christen vertrauen zwar zuerst und letztlich auf Gott, doch er bedient sich auch irdischer Mittel. Unsere Zeit hat täglich Martyrer. Christen überlassen ehrenvolles Gedächtnis nicht denen, die zu Lenin an der Kremlmauer pilgern oder zu Mao im Mausoleum, sondern halten an der im Credo genannten „Gemeinschaft der Geheiligten“ und deren Fürbitte fest als – so die Bibel – „lebendige Glieder am Leibe Christi“.

Winfried Pietrek, Lippstadt

 

Mein Gebet und meine Solidarität

Es ist gut, daß es noch Pastoren wie Olaf Latzel gibt. Sicher, auch ich – als evangelisch-lutherischer Pfarrer – sehe manche Wortwahl und seine Sicht der katholischen Kirche kritisch. Aber entscheidend bleibt doch das erste Gebot. Wird Gottes Wort noch ernst genommen oder wird es der Beliebigkeit geopfert? Konkret: Können wir um Gottes Willen Sünde noch Sünde nennen, auch wenn es den Etablierten nicht paßt? Gibt es einen anderen Prüfstein für echte Religionsfreiheit als dies?

Gerade im Blick auf den Islam hat Olaf Latzel klar gezeigt, worum es geht. Nächstenliebe, Schutz, Hilfe: ja! Aber gemeinsames Beten zu dem „einen“ Gott? Unmöglich! Die Religion Mohammeds leugnet und verwirft wesentliche Punkte des biblisch-christlichen Glaubens: den dreifaltigen Gott, die Gottheit Jesu Christi, sein Sterben und Auferstehen für uns, sein Wirken in Geist, Wort, Sakrament usw. Das reformatorische Augsburger Bekenntnis von 1530 weist deshalb gleich im 1. Artikel die islamische Vorstellung von Gott als Irrlehre zurück. Mohammed gilt nach diesem Grundzeugnis der Reformation mitnichten als ein Prophet, sondern gehört unter die religiösen Verführer. Dieses Bekenntnis ist bis heute für evangelische Christen grundlegendes und verbindliches Dokument der Reformation. Genau dieses Zeugnis sind wir um der Liebe und Wahrhaftigkeit willen auch den Muslimen schuldig. Übrigens sähe ich seine Bremischen Amtsgeschwister gern ähnlich entschlossen und im Ornat bei Kundgebungen für die verfolgten Christen in der islamischen Welt!

Und nun, die Parteien! Ein beispielloser Eingriff in die Freiheit der Verkündigung. Ausgerechnet von denen, die nicht müde werden, der Kirche die einstigen Bündnisse von Thron und Altar vorzuwerfen. Doch jetzt – von ganz rot, grün und rot: die neue Staatskirche? Initiiert ausgerechnet von der SED-Nachfolgepartei! Das stinkt doch nach längst überwunden gedachten Zeiten. Sollen wir Pastoren unsere Predigten den GenossInnen erst zur Kontrolle vorlegen? Nein, meine werten GenossInnen: Hirten der Kirche, wenn sie denn welche sind, sind nicht Menschen und Meinungen verantwortlich. Und schon gar nicht dem Mainstream und irgendwelchen Funktionären. Gott hat unser Amt gestiftet. Einzig und allein Ihm sind wir verpflichtet, dem lebendigen Gott, vor dem wir einmal Rechenschaft über unser Amt ablegen müssen. Deshalb gelten meinem geschätzten Amtsbruder Olaf Latzel mein Gebet und meine Solidarität!

Frank-Georg Gozdek, Braunschweig

 

Pastor Miesepeter

Was an Latzels Predigt „volksverhetzend“ sein soll, vermag wohl nur Gott allein zu erkennen. Hier hyperventiliert borniertes linkes Gutmenschentum. Unfreundlich war der protestantische Prediger im übrigen vor allem gegen Katholiken. Aber das kennt man ja alles aus dem Kulturkampf des 19. Jahrhunderts, als sie systematisch von protestantischen Kanzeln herab als abergläubisch und ein bißchen dumm diffamiert wurden. Dabei ist Latzels Denken freudlos. Seine religiöse Welt ist heute so miesepetrig, wie einst im 17. Jahrhundert der bigotte, schwarzgewandete Protestantismus dem sinnesfreudigen Katholizismus nicht das Wasser reichen konnte. Es schaudert einer gläubigen Seele, die von der Schönheit einer Marienstatue und dem Gottesdienst ihres Schöpfers erfüllt ist, angesichts des düsteren Graus eines solchen Geistes. Kurz: Latzel öffnet das Tor zu einer Unterwelt, in der verbiestertes Frömmlertum regiert. Wenn seine Gemeinde sich das bieten lassen will – bitte! Für alle anderen aber gelten die Worte des Katholiken Hilaire Belloc: Wherever the Catholic sun doth shine / There’s always laughter and good red wine./ At least I’ve always found it so./Benedicamus Domino!

Dr. Alexander Will, Leipzig

 

 

Zu: „Aufs Schafott“ von Hinrich Rohbohm, JF 10/15

Begründete Schadenfreude

Doch, ich empfinde Schadenfreude, wenn ich sehe, wie Herr Edathy durch die – immer noch sehr zurückhaltenden – Medien, endlich selbst erlebt, wie sich das anfühlt, was er vielen anderen Menschen angetan hat, ohne je dafür Rechenschaft ablegen zu müssen und wie verlassen er jetzt dasteht. Rudolstadt in Ostthüringen etwa konnte sich 2008 nicht gegen eine Medienkampagne wehren, die Herr Edathy ausgelöst hatte. Es ging damals um einen Westpfarrer, der mit einer indischen Frau verheiratet war und behauptete, seine Frau und Kinder in Rudolstadt müßten vor dem „Alltagsrassismus“ zurück in den Westen fliehen. Herr Edathy mischte sich ein, eine üble Hetzkampagne gegen eine ganze Stadt wurde dadurch ausgelöst, die es bis in die „Tagesschau“ schaffte, natürlich mit passenden Bildern unterlegt: Glazköpfige Nazis in Rudolstadt! Daß die Vorwürfe nicht bewiesen werden konnten, die Ermittlungen eingestellt wurden, die Ehe und das Familienleben des Pfarrers offenbar sehr problembeladen waren und die eigentlichen Ursachen der „Flucht“ aus Rudolstadt darstellten, hat dann kein überregionales Medium, schon gar nicht den „linken Kämpfer gegen Rechts“, Herrn Edathy, mehr interessiert!

Axel Tiens, Magdeburg

 

 

Zu: „Pankraz, Bismarck und die Kunst des Möglichen“, JF 10/15

Auf Grund gelaufen

Pankraz ist ausdrücklich zuzustimmen. Die Eliten des jungen Kaiserreiches einschließlich Wilhelm II. hatten geglaubt, nichts mehr für den Bestand des jungen Reiches tun zu müssen. Obwohl Wilhelm II. der Lieblingsenkel von Queen Victoria war, galt auf der Insel nach wie vor die „Balance of Power“, die Bismarck jahrzehntelang berücksichtigt hatte. Doch das Reich war froh, als der Kaiser Bismarck 1890 entlassen hatte, der alte Mann paßte nicht mehr in die neue Zeit, glaubte man. Nur England erkannte die Situation richtig. Bezeichnend ist der Cartoon in der englischen Presse „Der Lotse geht von Bord“. Ohne Lotsen kann das Schiff auf Grund laufen, was dann ja auch mit dem Kaiserreich zwangsläufig geschah.

Die von Historikern gezogene gerade Linie von Bismarck zu Hitler halte ich für falsch: Wäre Bismarcks vorausschauende Politik als die Kunst des Möglichen bruchlos fortgesetzt worden, hätten wir keinen Ersten Weltkrieg gehabt und auch keinen Zweiten, denn beide gehören zusammen, wie man das in England als den zweiten Dreißigjährigen Krieg vollkommen richtig einschätzt.

Detlef Moll, Waldbröl

 

 

Zu: „Sachsens helle Haufen“ von Thorsten Hinz, JF 10/15

Gelungene Analyse

Dank für die gelungene Analyse der psychologischen Folgen der deutschen Einheit und wie diese in Zusammenhang mit Pegida stehen – und für den Verweis auf „Die Leute von Hoywoy“! Dies ist eine sehr gelungene Rezension, die auch die notwendigen Randbedingungen einschließt, um Volker Brauns Buch „Die hellen Haufen“ besser zu verstehen.

Martin Wuschke, Meine

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