© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Bald geht es bei uns los
Schweizer Insider weist auf islamistische Terrorwelle hin
Friedrich-Wilh. Schlomann

Léon Gaucher gehört zu den ganz wenigen Journalisten, die mit ihren Recherchen bereits nach den ersten Attentaten des militanten Islamismus begannen. Es handelt sich dabei nicht um eine Frage der Religionsfreiheit, jene dient nur als Deckmantel für eine Ideologie, die einen „Heiligen Krieg“ (den „Dschihad“) gegen alle „Ungläubigen“ auf unserem Erdball führt.

Der Leser erfährt von Anschlägen in den verschiedenen Erdteilen bis hin nach Australien; der Schwerpunkt der Broschüre, die zeitlich unmittelbar vor den Attentaten in Paris zu Jahresbeginn abschließt, liegt auf den Geschehnissen in Europa. Sie fußt auf zahlreichen Quellen, manche interne Detailkenntnisse lassen auf engere Kontakte schließen – nicht nur zu deutschen Sicherheitsstellen, sondern ebenfalls zu mehreren westlichen Nachrichtendiensten.

Motiv junger Menschen, in den Krieg nach Syrien abzutauchen, sind oft Identitätskonflikte, streben nach höherem Selbstwertgefühl, wobei der Islamismus ein Lebensbild mit einfachen Regeln und Werten vermittelt. Internetbilder der „Gotteskrieger“ mit abgeschlagenen Köpfen von „Ungläubigen“ üben offenbar einen besonderen Reiz aus, die Zahl der „Dschihadisten“ ist jedenfalls in letzter Zeit stark gestiegen: Waren vor drei Jahren unter ihnen nur 60 Deutsche, so dürften es 2014 über 600 gewesen sein.

Besonders starkes Mißtrauen hegt der Verfasser gegenüber den Rückkehrern aus dem Kampfgebiet in ihre Heimatländer. Zweifellos sind manche traumatisiert von dort Erlebtem. Zumeist aber kommen sie ideologisch indoktriniert und kampferprobt im Guerillakrieg zurück: für Terroranschläge in ihrem Geburtsland oder auch für Anwerbungen neuer „Heiliger Kämpfer“ – allein in Deutschland sind es gegenwärtig 150.

Scharfe Kritik erhebt der Autor gegen Politik, Verwaltung und gewisse Medien, die gerade auch in Deutschland die Gefahr viel zu spät und in ihrer Tragweite immer noch nicht erkannt hätten. Eine Verstärkung der Abwehrstellen mit gutem, besonders geschultem Personal und neueste technische Ausstattungen seien laut Gaucher dringend erforderlich. Verbessert werden müßte ebenfalls der Informationsaustausch zwischen den einzelnen nationalen Geheimdiensten.

Léon Gaucher: Die Gotteskrieger – die unterschätzte Bedrohung. Verlag Pro Libertate, Bern 2015, broschiert, 40 Seiten, Abbildungen, 7,50 Euro

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