© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/15 / 27. März 2015

CD-Kritik: Brahms – Streichquartette
Innerer Monolog
Jens Knorr

Die drei Streichquartette von Johannes Brahms – also jene drei „gültigen“ nach jenen vielen entworfenen, die der Komponist verworfen und vernichtet hat – stehen in der Tradition Beethovens immer dort, wo sie mit ihr brechen. Brahms versucht abreißende Gesprächsfäden neu zu knüpfen; zu Einheit und Geschlossenheit kommen sie nunmehr in innerem Monolog. Daß der nicht zu leerem Monologisieren verkommt, verhindern die „entwickelnde Variation“ und die Musiker des Philharmonia Quartetts Berlin. Diese soeben erschienene Einspielung vermag weit mehr zu überzeugen als ihre im vorigen Jahr abgeschlossene aller Beethoven-Quartette (JF 18/14).

Die vier Musiker vergegenwärtigen die Quartette ohne klassizistische Attitüde, die noch jede Erinnerung an kompositorische Anstrengung als aufdringlich abwimmeln könnte. Das Ringen des Komponisten wandeln seine Interpreten in ernstes Spiel. Denn der Weg zum Werk führt nicht über das Spielen dessen, was Partner und Publikum zu hören erwarten, sondern über das Spielen dessen, was unbedingt gespielt werden muß.

Das Spiel der vier ist fein aufeinander ab- und eingestimmt, weder elitär noch kumpelhaft, es erreicht eine innere Geschlossenheit, die den Hörer nicht ausschließt. Wer nicht mit dem Strich geht, geht am Ende auch nicht drauf!

Johannes Brahms Streichquartette Thorofon 2015 www.bella-musica-edition.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen