© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/15 / 03. April 2015

Lesereinspruch

Katechismus

Zu: „Pankraz, Sissela Bok und der Zwang zum Lügen“ (JF 12/15)

Woche für Woche gilt mein Beifall „Pankraz“. Diesmal nicht. Unter Hinweis auf Sissela Bok heißt es, die Lüge sei „an sich – im Gegensatz zum Mord und zum Diebstahl – vorab keine Sünde, sondern eher eine moralische Verlegenheit“. Im Katechismus der katholischen Kirche lese ich genau das Gegenteil: „Die Lüge ist ihrer Natur nach verwerflich. Sie ist eine Profanierung des Wortes, das dazu bestimmt ist, die Wahrheit, die man kennt, anderen mitzuteilen.“

Wahrhaftigkeit sollte unser Grundsatz sein. Daß andere Werte diesen ausnahmsweise hintanstellen können, verschweigt der Katechismus nicht, so das Mitleid und die Barmherzigkeit – etwa einem Kranken gegenüber. Dies gilt auch gegenüber Häschern einer Diktatur. Dementsprechend hat Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., Juden Taufzeugnisse ausgestellt. Aber das sind seltene Ausnahmen, die Erwähnung verdienen, doch deren Ausnahmecharakter zu betonen ist. Die Wahrheit ist das Fundament menschlicher Gemeinschaft. Schließlich gilt noch immer, was man uns Kindern beigebracht hat: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.“

Konrad Löw, Baierbrunn

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