© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/15 / 10. April 2015

Aufgeschnappt
Beleidigendes Grau
Matthias Bäkermann

Der Umgang mit Spielzeugsoldaten wird in manchen Milieus mit Argwohn bedacht: militaristisch oder gewaltverherrlichend sei das. Den Spielzeugherstellern, die heute vorzugsweise von China aus die weltweite Nachfrage von Millionen Jungen bedienen, sind diese Allüren egal. Und weil der Markt es will, wird sogar die in Jahrzehnten etablierte Farbverteilung bei den Plastik-Kombattanten beachtet: Lindgrün kämpft der Brite mitsamt Tellerhelm, dunkelgrün die US-Armee, und Japaner attackieren in Khaki; der Rotarmist stürmt rostrot vor gegen die deutsche Wehrmacht in Grau.

In Putins Reich geht es nun, rechtzeitig vor dem 70. Jahrestag des Kriegsendes 1945, letzteren ans Leder. Wie das russische Nachrichtenportal Sputnik vergangenen Samstag meldete, ermittelt Moskaus Justiz jetzt gegen Händler, die im Zentralen Kinderwarenhaus am Lubjankaplatz Spielzeugkrieger der Wehrmacht angeboten haben. Laut Jelena Rassochina, Sprecherin der Moskauer Staatsanwaltschaft, müßten diese sich nun wegen der Propaganda-Delikte „Schüren von Haß und Feindschaft“ und „Beleidigung von Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges“ verantworten. Auch der Kaufhausdirektor wurde wegen Mißachtung des „Gesetzes über die Bekämpfung des Terrorismus“ verwarnt.

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