© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/15 / 10. April 2015

Emily May. Die Feministin kämpft gegen Wüstlinge und ganz normale Männer.
Ich brülle zurück!
Wolfgang Kaufmann

Im Windschatten der Politischen Korrektheit etabliert sich nun auch die Sexuelle Korrektheit: Radikale Feministinnen zumeist linker Couleur nehmen Einzelfälle ungebührlichen Auftretens zum Anlaß, um immer mehr männliche Verhaltensweisen, die bisher zum üblichen Repertoire zwischenmenschlicher Umgangsformen gehörten, zu „Street Harassment“, das heißt sexueller Belästigung im öffentlichen Raum, zu deklarieren. Männer sollen Frauen beispielsweise nicht mehr unaufgefordert anschauen oder ansprechen dürfen.

Zur Durchsetzung dieser quasi puritanischen Forderungen wurden diverse Netzwerke etabliert, von denen „Hollaback!“ – zu deutsch in etwa: „Ich brülle zurück!“ – mittlerweile den größten Bekanntheitsgrad erreicht hat. Dieses bietet Frauen die Möglichkeit, tatsächliche oder nur herbeihalluzinierte Belästigungen in einem eigens hierzu geschaffenen Fotoblog zu dokumentieren – möglichst unter Hinzufügung von selbstgeschossenen „Täterbildern“.

Die Idee stammt unter anderem von Emily May, seit 2010 „Executive Director“ von Hollaback! 1981 in Virginia geboren, studierte sie die Fächer Kultur und Identität sowie Sozialpolitik und -planung. Dann betätigte sich May als Politaktivistin, wobei sie zunächst keine explizit feministischen Ziele verfolgte.

Das änderte sich jedoch 2005, als es in der New Yorker U-Bahn zu einem Fall von echter sexueller Belästigung kam, den May medienwirksam aufbereitete, was zur Gründung von Hollaback! führte. Seitdem expandiert die Organisation und ist derzeit bereits in 26 Ländern beziehungsweise 79 Städten präsent, darunter Berlin. Außerdem startete das Netzwerk kürzlich eine „College Initiative“, weil es an den US-Universitäten angeblich besonders häufig zu sexuellen Belästigungen und Vergewaltigungen komme. Allerdings teilte das US-Justizministerium 2014 mit, daß Nichtstudentinnen einem deutlich höheren Risiko unterliegen, Opfer sexueller Übergriffe zu werden; ebenso erwiesen sich die angeblichen Gruppenvergewaltigungen an einigen Hochschulen als Mythos.

Dabei ist das Problem natürlich evident, wird von Hollaback! aber zur Lancierung einer feministischen Sicht mißbraucht. Das illustriert etwa die bislang bekannteste Hollaback!-Aktion, bei der eine Aktivistin zehn Stunden durch New York lief und heimlich die Reaktionen der Männer filmte. Fazit: Belästigende Anmachen wurden mit normalen Annäherungsversuchen in einen Topf geworfen. Hollaback! scheint auch sonst weniger um die Bekämpfung realer Erniedrigungen von Frauen bemüht zu sein. Andernfalls nämlich gäbe es kein dröhnendes Schweigen angesichts der Mißbrauchsindustrie in England sowie zunehmender Sexualverbrechen in Skandinavien – und es würde bei aufdringlichen Muslimen und „Refugees“ genauso zurückgebrüllt wie bei westlichen Männern.

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