© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/15 / 10. April 2015

Haltungsnote
Thomas heißt nicht anders
Christian Rudolf

Seit knapp zwei Jahren wettert die Mainzer „People-of-Color-Hochschulgruppe“ gegen das Firmenlogo eines alteingesessenen Handwerksbetriebs. Das zeigt ein stilisiertes dunkles Männchen mit dicken Lippen, Ohrtunneln und Schieferhammer. Daneben steht in Großbuchstaben Neger. Das ist der Name des Firmenchefs Thomas Neger. Laut dem bekannten Leipziger Namensforscher Jürgen Udolph eine mundartliche Variante des Familiennamens Näger. Meister Neger ist nebenher Stadtrat der CDU, ein begeisterter Fastnachter und genießt Ansehen in der ganzen Gegend.

Aber der Fachschaftsrat Ethnologie der Uni Mainz schlägt Krach, die Facebook-Seite „Das Logo muß weg“ hat 3.500 Freunde. Die Laternenpfähle der Stadt sind mit Aufklebern gepflastert, auf denen das Foto des Dachdeckermeisters prangt und der Spruch: Rassismus einen Namen geben.

Großvater Ernst Neger, der „singende Dachdeckermeister“ und Lokalmatador der Fastnachtsszene („Heile heile Gänsje“), erdachte seinerzeit das Logo, das nun zur Firmentradition gehört. Der Enkel trotzt dem Gejaule von Leuten, für deren Lebensmodell er die Steuern erarbeitet, und äußert nur knapp: „Das Logo gibt es seit Jahrzehnten. Unserer Auffassung nach ist es nicht rassistisch.“

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