© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/15 / 17. April 2015

Horst Krause. Der Film- und Fernsehschauspieler sorgt mit einem Interview für Aufsehen
Bitte kein Multikulti
Elena Hickman

Wird Horst Krause wegen seiner knallharten Aussagen zu „Multikulti“ das nächste schwarze Schaf Deutschlands? Einflüsse anderer Kulturen seien keine Bereicherung, bekannte der Schauspieler in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung vom Montag vergangener Woche. Dabei schlägt sein am Samstag in der ARD gelaufener Fernsehfilm ganz andere Töne an: In „Krüger aus Almanya“ geht es darum, Verständnis für andere Kulturen zu fördern.

Krause stellt sich nicht grundsätzlich gegen andere Lebensweisen, möchte sie aber nicht aufgedrängt bekommen: „Ich finde es schön, wenn sich die verschiedenen Kulturen annähern, aufeinander zugehen, mit Toleranz – aber ich bin gegen Vergewaltigung. Wenn ich in Neukölln rumlaufe, denke ich, es wäre Fasching, weil alles vermummt und verkleidet ist.“

So etwas will Krause in Deutschland nicht sehen. Stellen Ausländer sich nicht auf die hiesige Kultur ein, müsse es Konsequenzen geben: „Du fühlst dich hier nicht wohl? Wir möchten uns von dir verabschieden!“

Aber auch die Deutschen sollten sich wieder mehr mit ihrer Kultur beschäftigen, in der Schule Volkslieder und Gedichte lernen. „Behandeln wir unsere Kultur schlecht, müssen wir uns früher oder später anhören: ‘Die haben ja überhaupt keine Kultur!’“ warnt Krause. Deshalb könne er auch die Aussage Thilo Sarrazins, Deutschland schaffe sich ab, gut nachvollziehen.

Krause liebt Deutschlands „wunderbare Kultur“ schon seit Kindheit an und fordert, sie zu verteidigen, „nicht mit Waffen, sondern mit Worten“. 1947 kam er mit fünf Jahren mit seiner Mutter und vier älteren Geschwistern aus Westpreußen nach Ludwigsfelde in Brandenburg. Er ist gerne dort aufgewachsen, schwärmt heute noch davon und vor allem von der guten und unkomplizierten Hausmannskost seiner Mutter. Jetzt, mit 73 Jahren, kocht er sich dieses Essen immer noch gerne, sitzt abends in seiner Stammkneipe, schreibt Prosa und Gedichte. Im Fernsehen spielt er in der Serie „Polizeiruf 110“ einen etwas altmodischen Polizisten. Und auch privat wirkt er sympathisch aus der Zeit gefallen. Kein Computer, keine Kreditkarten – zu erreichen ist er nur über ein Faxgerät. Er bevorzugt das persönliche Gespräch.

Auf der Theaterbühne und später in Kino- und Fernsehfilmen ist er schon in unzählige Charaktere geschlüpft. Jedoch übernimmt er bei Gesprächen am liebsten die Rolle des „Zuhörers“. Doch wenn ihm etwas am Herzen liegt – wie eben sein geliebtes, altes Berlin, dem er hinterhertrauert –, dann hält er mit seiner Meinung nicht zurück. Und: Für ihn sind Höflichkeit und Respekt wichtig, Werte einer vergangenen Zeit. In „seinem Berlin“ kann er die jedoch nicht mehr finden. Berlin war früher „übersichtlich, leicht bescheiden“. Heute haben die vielen verschiedenen Kulturen die Großstadt verändert – nur Horst Krause ist gleichgeblieben.