© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/15 / 24. April 2015

DVD: Opfer der Unterwelt
Den eigenen Tod aufklären
Werner Olles

Der Rechtsanwalt Frank Bigelow (Edmond O’Brien) hat auf einer Polizeiwache eine ungewöhnliche Meldung zu machen: Er zeigt seine eigene Ermordung an. In der Rückblende erfahren wir, daß Bigelow während eines Urlaubs mit einigen Geschäftsleuten Bekanntschaft machte und diese zu einem Bummel durch das Nachtleben animierte. In einem Club bemerkt er nicht, daß ein Fremder ihm etwas in seinen Drink schüttet. Bereits wenige Stunden später fühlt sich Bigelow krank. Bei einer ärztlichen Untersuchung erfährt er, daß er mit Leuchtstoff vergiftet wurde und nur noch kurze Zeit zu leben hat.

In den wenigen Stunden, die ihm noch bleiben, will er das Verbrechen aufklären. Seine in ihn verliebte Sekretärin Paula (Pamela Britton) findet heraus, daß Bigelow vor einem halben Jahr ein Geschäft notariell beglaubigt hat, bei dem es um den Verkauf von gestohlenem Iridium ging. Weil er zuviel darüber weiß, sollte er getötet werden, um alle Spuren zu dem Raub zu verwischen. Bigelow gelingt es, den Initiator des Verbrechens zu erschießen. Die Rückblende endet, und er stirbt auf der Polizeiwache. In seine Anzeige tragen die Polizeibeamten ein: D.O.A. (Dead on arrival).

„Opfer der Unterwelt“ (D.O.A., 1950) ist ein in Schwarzweiß gedrehter US-amerikanischer Film noir des Regisseurs Rudolph Maté, der zu den Klassikern des Genres zählt. Mit seiner brillanten Eingangssequenz entstand ein temporeicher B-Krimi, dessen Atmosphäre ebenso wie die Bildgestaltung des großen Ernest Laszlo einen Meilenstein bilden. Es ist jedoch vor allem die Erfahrung von Maté als Kameramann berühmter Filme (Dreyers „Passion der Jungfrau von Orléans“ oder Lubitschs „Sein oder nicht Sein“), die den Film mit seinem für die Nachkriegszeit typischen Pessimismus sehenswert machen.

Wie man sich sonst bei Thrillern sicher sein kann, daß alles am Ende für den Helden gut ausgeht, weiß man hier von Beginn, daß es nicht gut ausgehen kann. So wird ein Gefühl der Verlorenheit, der Unentrinnbarkeit und der moralischen Unfaßbarkeit transportiert, wie in einem von schwarzer Poesie geprägten Traumessay. Mit „Der leuchtende Tod“ (1969) und „D.O.A. – Bei Ankunft Mord“ (1988) versuchten zwei Remakes an das Original anzuknüpfen, erreichten jedoch nicht dessen Qualität.

DVD/Blu-ray: Opfer der Unterwelt. Koch Media 20 15, Laufzeit etwa 80 Minuten