© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/15 / 01. Mai 2015

MH17 – Verschwieg das Auswärtige Amt die Gefahr?
Nicht zu entschuldigen
Marc Zoellner

Rund neun Monate nach dem Abschuß der malaysischen Passagiermaschine MH17 über dem Bürgerkriegsgebiet in der Ostukraine trifft Deutschland ein hausgemachter Skandal: So hätten das Auswärtige Amt sowie der Bundesnachrichtendienst, berichtet die Süddeutsche, bereits mehrere Tage vor dem Unglück vor der rapide verschlechterten Sicherheitslage im Luftraum gewarnt. Diese Depeschen seien jedoch als geheim eingestuft und erst nach dem Absturz der MH17 veröffentlicht worden. Besonders brisant: Nur 20 Minuten vor der MH17 beflog auch eine Maschine der Lufthansa dieselbe Route; auch sie hätte abgeschossen werden können.

Zivile Luftfahrtgesellschaften sind, wie der Name schon verrät, Unternehmen, keine Geheimdienste. Für die Aufklärung zu Konfliktgebieten ist, ebenso wie für den Schutz ihrer Bürger im In- und Ausland, allein die Berliner Regierung verantwortlich. Bei einer Katastrophe, die annähernd 300 Menschen das Leben kostete, sind menschliche Fehler nicht zu entschuldigen.

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, das Auswärtige Amt oder das Bundesverkehrsministerium habe die eindringliche Warnung nicht an die zuständigen Abteilungen der zivilen deutschen Luftfahrtunternehmen rechtzeitig weitergereicht, sind personelle Konsequenzen in Berlin unumgänglich.