© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/15 / 01. Mai 2015

Blick in die Medien
Pirat bei Springer gestrandet
Tobias Dahlbrügge

Man könnte es für einen Kalauer halten: Christopher Lauer, Berliner Abgeordneter, bis September 2014 Landesvorsitzender der Berliner Piratenpartei, wechselt zum Axel-Springer-Konzern. Lauer wird „Leiter der strategischen Innovationen“.

Schon seit Anfang dieses Jahres berät der ehemalige Piratenkapitän den Springer-Verlag in Sachen Datenschutz. Nun soll er „internationale technologische Trends beobachten und auswerten sowie Impulse für neue Entwicklungen in den für Axel Springer relevanten digitalen Märkten geben“, erklärt das Unternehmen. Seine Erkenntnisse berichtet Lauer direkt dem Vorstand.

Lauer war zu seiner Piratenzeit maßgeblich an der Entwicklung der Software beteiligt, die unter den Piratenmitgliedern einen permanenten Parteitag simulieren sollte („Liquid Democracy“).

„Von den Piraten zu Springer ist wie vom Kloster in den Puff“, lautet ein Kommentar

In der Auseinandersetzung um die Besetzung der Berliner Gerhart-Hauptmann-Schule durch illegale „Flüchtlinge“ verteidigte Lauer den Innensenator Henkel (CDU) und griff die grüne Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin scharf an. Der 30jährige gebürtige Bonner galt selbst unter Piraten als verhaltensauffällig.

Und nun der Wechsel zu Springer – in den sozialen Online-Netzwerken toben die ehemaligen Genossen: „Von den Piraten zu Springer ist wie vom Kloster in den Puff“, lautet ein Kommentar. Na ja, vom „roten Kloster“.

Doch Lauer ist Wutwellen-erprobt. Die Partei verließ er im heillosen Streit; in Interviews bezeichnete er die Piraten als Potemkinsches Dorf ohne Inhalte und „die hierarchischste Partei in Deutschland“. Zwischenzeitlich zog er sich mit viel Tamtam und einem Großaufsatz in der FAZ von Twitter zurück, nur um ein Jahr später zurückzukehren.

Sein Gang zu Springer paßt schon: Lauers Einstieg in die Welt der Politik war ein Praktikum im Bundeswirtschaftsministerium unter Karl-Theodor zu Guttenberg.