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Steigende Asylbewerberzahlen
Wenn Begriffe verwirren sollen
Dieter Stein

Seitdem sich die Zahl der unter dem Stichwort „Asyl“ nach Deutschland strömenden Ausländer dramatisch erhöht hat, werden plötzlich andere Wörter verwendet. War bei der ersten großen Asylkrise Anfang der neunziger Jahre noch von „Asylanten“ die Rede, wechselten die Behörden zum vermeintlich persönlicher klingenden Wort des „Asylbewerbers“. Kritiker des Asylmißbrauchs verwendeten das Schlagwort „Scheinasylant“ – dieser Debatte wollten Politiker semantisch ausweichen, ohne das Problem der massenhaft mißbräuchlichen Asylanträge zu beheben.

Seit dem jüngsten dramatischen Anstieg der Asylbewerberzahlen haben sich die Begriffe erneut verschoben. Wurden früher „Asylantenheime“ oder „Asylbewerberunterkünfte“ benötigt, so ist nun nur noch von „Flüchtlingsheimen“ die Rede. Die Ersetzung des „Asylbewerbers“ durch den „Flüchtling“ verwandelt Antragsteller in Personen, deren Status bereits zweifelsfrei festzustehen scheint.

Tatsächlich sind, wenn wir die Dinge beim Namen nennen, die meisten der als „Flüchtlinge“ bezeichneten „Migranten“ (ein weiterer harmlos klingender Begriff) schlicht illegale Einwanderer. Es gibt – es sei denn, dies beschließen unsere Politiker – kein Recht auf bedingungslose Einwanderung. Doch subkutan wollen Politik und Medien durch sprachliche Begriffsverwirrung die Bürger genau darauf vorbereiten.

Für Flüchtlinge, die diesen Namen im Sinne des Grundrechts auf Asyl oder ihrer Herkunft aus einem Bürgerkriegsgebiet wie beispielsweise Syrien zu Recht tragen, gibt es in Deutschland nach wie vor eine erfreulich hohe Aufnahmebereitschaft. Sie wurzelt in der Gastfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft und der kollektiven Erinnerung unseres Volkes: Weil Zigtausende Deutsche selbst vor nationalsozialistischer oder kommunistischer Verfolgung fliehen mußten und in anderen Ländern Aufnahme fanden. Wenn wir „Flüchtling“ hören, verschmelzen die Bilder unserer vertriebenen Vorfahren mit den Gesichtern der von Islamisten gejagten Syrer oder irakischen Kurden, die aktuell um ihr Leben kämpfen.

Doch hinter den für 2015 erwarteten 400.000 Asylbewerbern verbergen sich eben nur zu einem kleinen Teil traumatisierte Bürgerkriegsflüchtlinge, politisch oder religiös Verfolgte. Es sind weit überwiegend illegale Einwanderer vom Balkan (Serbien, Albanien) und aus Nordafrika, die dem Lockruf unseres Sozialsystems und der vagen Hoffnung auf Arbeit folgen.

Noch funktioniert die deutsche Asylbürokratie. Die Probleme werden mit Steuermilliarden gelöst, von denen auch Unternehmer und Vereine profitieren, die diesen Zustrom im Auftrag des Staates verwalten (siehe Seite 7). Dreiviertel der Asylanträge werden abgelehnt. Wie lange bleibt die deutsche Gastfreundschaft erhalten, wenn nur ein Bruchteil der illegalen Einwanderer abgeschoben wird?